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Wochenübersicht: KonzertDaniel Kastner hört auf den Sound der Stadt

Sojuz S und Antyprogress in der Arcanoa Bar, Am Tempelhofer Berg 8, Samstag, 15. Januar, 21.30 Uhr. ☎ 6 91 25 64

Berlin liegt bekanntlich näher an Polen als an Hamburg oder Stuttgart. Trotzdem orientiert sich der kreative Austausch immer noch eher gen Westen. Als kleine Ermunterung für den Blick nach Osten folgt deshalb an dieser Stelle ein Mini-Exkurs in die ambivalente Musikszene jenseits der Oder, wo erfolgreiche junge Bands neben solchen existieren, die schon zu kommunistischen Zeiten aktiv waren. Zu denen, die schon zu Jaruzelskis Zeiten ihre Stimme erhoben, gehört Kazik, der teils solo, teils mit seiner Band Kult dem Regime entgegen sang. Kaziks Musik kann man als polnischen Folk bezeichnen. Hunderte Songs hat er bis heute aufgenommen, darunter Brechts „Ballade von Mackie Messer“. Die Lichtgestalt polnischer Politmusik bleibt aber der 2004 verstorbene Jacek Kaczmarski, der zwischen 1981 und 1990 im Pariser Exil lebte, dort für Radio Free Europe arbeitete und in den Zeitungen des polnischen Untergrunds Texte veröffentlichte. Im Westen hätte man einen wie Kaczmarski einen Singer/Songwriter genannt.

Auf der anderen Seite stehen die unzähligen Bands, die erst nach dem Sturz des Regimes entstanden. Größter Rock/Pop-Exportschlager ist heute die charmante Kapelle Myslovitz aus einem so ähnlich heißenden Kaff nahe Krakau. Frontmann Artur Rojek singt inzwischen nicht mehr nur Polnisch, die Band hat einige ihrer Songs auf Englisch neu eingespielt, damit auch westeuropäische Fans mitsingen können. Die 1992 gegründeten Myslovitz repräsentieren eine junge Musikergeneration. Dazu zählen auch Hey (Rock/Pop), Pidżama Porno (Punkrock) oder Püdelsi, die, glaubt man dem Titel ihres jüngsten Albums, „Psychopop“ machen. In Berlin spielen morgen die beiden R-’n’-R-Bands Sojuz S und Antyprogress. Deren noch geringer Bekanntheitsgrad sollte niemanden vom Konzertbesuch abhalten.

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