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KUNSTRUNDGANGDominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Simon Schubert faltet Räume. Ganz buchstäblich. Nicht so pseudopyhsikalisch. Er nimmt Papier, und statt darauf zu malen oder zu zeichnen, faltet er sein Papier akkurat entlang von Linealkanten und beult es aus, so lange, bis sich aus dem weißen Papier dreidimensionale Räumlichkeiten erheben – die sind dafür dann auch sehr herrschaftlich, mit Kassettendecken, langen Fluren und so weiter. Für seine Ausstellung in der Galerie Upstairs präsentiert er diese illusionistischen Meisterwerke nun in einem komplett weißen Raum, der sich wie eine Materialisierung seiner Faltbilder anfühlt. Doch dessen leicht schwüle Beleuchtung mit Lüster und Kerzenhaltern in Handform, vor allem aber die darin versammelten Skulpturen drücken das, was auf Papier als leichter Hauch von Melancholie und gespenstischer Leere noch perfekt in der Schwebe bleibt, über die Gothic-Schmerzgrenze. Oder wie sonst soll man einen seltsamen Kreis etwa hüfthoher Kinderfiguren verstehen, deren Frisuren kein Vorne oder Hinten kennen? Oder ein fedriges Etwas, das entfernt an die Silouette eines kleinen Mädchens erinnert? Ganz anders dagegen Andreas Eriksson bei Sommer & Kohl. Auch hier geht es irgendwie um Räume, auch hier weht einem der Wind der Vergänglichkeit stramm um die Nase. Er riecht jedoch ungleich „nachdenklicher“ und weniger „pompös“ als in Schuberts abgeschlossenen Papierkabinetten. Wenn man das so sagen kann. Im Galerieraum stellt er neben ein paar dunklen, fast monochromen grau-schwarzen Bildern, die er nach Reflexionen von Autoscheinwerfern auf die Fenster seines Ateliers gemalt hat, eine Reihe kleiner Skulpturen aus: Abgüsse von Vögeln, die ihren Tod just an den Scheiben dieser Fenster gefunden haben. Dafür sind sie jetzt in Bronze gegossen für alle Zeiten in der Kunst verewigt. Arme kleine Dinger.

Simon Schubert: In Apnoesie. Bis 27. Juni, Mi–Sa 11–18 Uhr, Upstairs Berlin, Zimmerstr. 90/91 Andreas Eriksson: Keinen blassen Schimmer. Bis 6. Juni, Mi–Sa 11–18 Uhr, Sommer & Kohl, Kurfürstenstr. 13/14

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