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schmickler macht ernstFritz I. meets Goleo VI.

WILFRIED SCHMICKLER: Der Mann mit der Axt holzt für die taz

Freunde, ich habe das Grauen gesehen! Am Mittwoch, um kurz vor acht. Da hatte ich eine dieser Erscheinungen der völlig durchgebrannten Art, die selbst einem abgebrühten Sack wie mir das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ich sitz nichts Böses ahnend vor der Glotze, es laufen die Nachrichten zwischen „Op jöck“ und „Krebbers Kochzeit“ – und dann denk ich plötzlich, mich tritt ein Pferd, beziehungsweise in dem Fall ein Plüsch-Löwe.

Normalerweise kann einen Bewohner von Groß-Knollendorf ja nur noch wenig erschüttern. Lebt er doch in einer Stadt, in der das Grauen an jeder Ecke lauert. Vor allem in der fünften Jahreszeit. Prinz Spaßmann auf der Damensitzung der fidelen Zunftbröder; Bernd Stelter, Guido Crantz und der Bergische Landbote beim Synchron-Wett-Tauchen klaftertief unter der Gürtellinie; Gisbert Baltes als DJ Mopsfidel in der Närrischen Hitparade – nichts, aber auch gar nichts bleibt dem Knollendorfer erspart, wenn dat Trömmelchen jeit und dä Hahn de Höhner poppe künne muss.

Und auch außerhalb des Karnevals wimmelt es in der Stadt von Phänomenen, die anderswo unter der Rubrik „absonderliche Gruselkabinett-Stücke“ einsortiert würden: die schwarzen Parteispenden-Löcher der CDU, die juristischen Strafaktionen des himmlischen Schwaderlapp gegen die Kritiker seines geifernden Erdbeerschorschs, die Innenverteidigung des FC – janz Kölle is en Jeisterbahn! Und trotzdem: Es gibt Bilder, die treiben selbst mir den eiskalten Schauer über den Buckel. Und genau so ein Bild stand am Mittwoch urplötzlich vor meinen ungläubigen Augen: Fritz I. meets Goleo VI. im Geißbockheim. Wahnsinn!

Fritz I. ist bekanntlich unser einzigartiger Oberbürgermeister-Darsteller und Goleo VI. das Monster-Maskottchen der WM 2006. Und dieser riesige Wischmopp im DFB-Leibchen namens Goleo VI. war zu Besuch in Köln, um dem Fritz I. die offiziellen Gedenkmünzen der Fifa zu überreichen. Zum Glück hat Goleo VI. keinen Schnäuzer, andernfalls hätte es durchaus zu Verwechslungen kommen können.

Dafür hat Goleo VI. einen Ball. Der heißt „Pille“ und kann sprechen: Pille palle! Die ganze Veranstaltung war so etwas wie der lokale Auftakt für die lustigsten Spiele aller Zeiten. Herr im Himmel, das wird ein Spaß! Da werden wir der Welt einmal zeigen, was der Kölsche unter einer richtigen Sause versteht. Vor jedem Spiel zieht ein gewaltiger Zoch angeführt von Prinz Fritz I. und Prinz Poldi Richtung Müngersdorf, im Stadion brechen Zehntausende von sturztrunkenen Fußballjecken den Weltrekord im Dauerschunkeln, und vor, während und nach dem Spiel singt Marie-Luise Nikuta die offizielle Hymne des WM-Standorts Köln. Es ist das uralte Motto-Lied aller eingefleischten FC-Fans: „Do laachste dich kapott, dat nennt mer Fußball“ – Herr Hoyzer, übernehmen Sie!

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