kommentar: ausbildungskonsens: Der Wirtschaft hilft nur Druck
Kaum droht die Politik ernsthaft mit finanziellen Konsequenzen, schaffen die Unternehmen mehr Ausbildungsplätze: Das ist die Lehre der Diskussion um die Ausbildungsplatzumlage. Gefrustet von der mangelnden Bereitschaft der Wirtschaft, mehr Lehrlinge einzustellen, hatten relevante Teile der SPD angekündigt, Jugendliche ohne Lehrstelle in staatlichen Gesellschaften aufzufangen – zahlen sollte die Wirtschaft selbst. Die Folge: In Nordrhein-Westfalen stieg die seit 2000 sinkende Zahl an Ausbildungsplätzen sprunghaft um 4,4 Prozent.
Dennoch versichern Unternehmensvertreter jetzt treuherzig, die Steigerung habe nichts mit den drohenden Kosten zu tun. Freiwillig und im Bewusstsein ihrer gesellschaftlichen Verantwortung seien die Arbeitgeber der Lehrstellenmisere begegnet. Glaubwürdig ist das nicht: Die drohende Umlage ist vorerst vom Tisch, und sofort wird die beklemmende Warnung laut, die Situation könne sich wieder verschlechtern.
Helfen kann wohl nur die sinkende Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger – und politischer Druck auf das Unternehmerlager. Denn auch bei einer Entspannung des Ausbildungsmarkts, auf dem die Betriebe schon bald nach Auszubildenden suchen werden, stehen die in den Vorjahren in Warteschleifen verdrängten jungen Erwachsenen bisher chancenlos da: Ohne praxisnahe Ausbildung bleiben für sie nur Aushilfstätigkeiten – oder der Gang in die Arbeitslosigkeit. Und das ist kein primäres Problem der Wirtschaft, sondern der Politik. ANDREAS WYPUTTA
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