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Spielkind mit Tochter

NILS BOKELBERG Der Viva-Moderator der ersten Stunde schießt im Web 2.0 aus fast allen Rohren, „aber nicht, um irgendwie im Gespräch zu bleiben“

Im Internet kann man sich herrlich verlieren. Ein Massengrab voll totgeschlagener Zeit. Auch Nils Bokelberg kann sich „ein Leben ohne Internet schwieriger vorstellen als ein Leben ohne Fernseher“. Der Viva-Moderator der ersten Stunde bloggt (www.qlod.org/weltfrieden), twittert, treibt sich auf Facebook rum, teilt auf last.fm seine Musikpräferenzen mit. „Ich mach das aber nicht, um irgendwie im Gespräch zu bleiben“, sagt der 32-Jährige, „sondern weil ich Bock darauf hab.“

Bokelberg kam mit 17 Jahren zum „Offenen Kanal“ Viva, wo „keiner einen Plan hatte, wie deutsches Musikfernsehen aussehen soll, und wir deswegen einfach mal gemacht haben“. So mimte der Nils etwa den Sohn der Weather Girls, die für den Burschen mit dem geschulterten Schulrucksack einmal mehr „It’s raining men“ schmetterten. Das war witzig, aber irgendwann verlor Bokelberg die Lust. Er ging nach vier Jahren zum Deutschen Sport-Fernsehen (DSF).

Für die moderierte Bokelberg zunächst „Stoke“, ein Funsportmagazin, bei dem er anarchische Moderationen zwischen den Clips lieferte, schon bald allerdings von den Skatern und Snowboardern wegen der fehlenden „Credibility“ angegriffen wurde und die Verantwortlichen ihn nach vier Jahren wegrationalisierten. Nur Clips, ohne Moderationen, waren billiger. 2006 war er aber noch mal im DSF zu sehen: Mit Boris Becker, der Bokelberg Souvenirs vom US-Footballfinale „Super Bowl“ mitbrachte, warb er im „Sofaduell“ für ein Playstation-Quiz, das der frühere Tennisstar gegen eine WG spielte. „Becker und ich sind Spielkinder“, sagt Bokelberg, „er hat nur mehr Ehrgeiz.“

Diesen Ehrgeiz bräuchte der in Wesseling bei Köln aufgewachsene Bokelberg eigentlich gerade, denn schon seit 2003 studiert er in München „szenische Regie“, Abschluss ungewiss. Der Wohnsitz verlagert sich mehr und mehr nach Berlin, wo auch seine achtjährige Tochter lebt. Weil er der so gerne vorliest, hat er damit begonnen, sein eigenes Hörbuch im Blog hochzuladen. Bald folgen Teil acht und neun von „Alice im Wunderland“, gelesen von Nils Bokelberg – weil er Bock darauf hat. JÜRN KRUSE

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