: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute wird im Mehringhof über Sojaproduktion und sogenannte „Ferkelfabriken“ gesprochen, es geht, wie man sich denken kann, um Schweinemastanlagen und die Irrsinnigkeiten eines wild gewordenen Lebensmittelmarktes – und anschließend darum, wie man diese beseitigen kann. Morgen redet man in der Humboldt-Universität über das geplante Zentrum für Vertreibung, und dies „Jenseits von Steinbach“, wie es im Titel heißt. Wird mit diesem Erinnerungsort nicht eine „entkontextualisierte und unkritische Perspektive auf die ‚Vertreibung der Deutschen‘ zementiert“, wie die Veranstalter behaupten? Ist Deutschland also auch nur ein Opfer des Zweiten Weltkriegs? Dies wird auf dem prominent besetzten Podium diskutiert. Vertieft wird das hier besprochene Thema am Samstag in einem Tagesseminar in der Alten Feuerwache. Die bisherigen großen Ausstellungen zum Thema „Vertreibung“ werden analysiert, die Zwangsaus- und -umsiedlungen der Deutschen nach 1945 in ihren historischen Kontext gestellt, der Themenkomplex wird „aus emanzipatorischer Sicht“ betrachtet und schließlich werden „erinnerungspolitische Interventionsmöglichkeiten“ in diesem für „die Deutschen“ ja so wichtigen Supergedenkjahr besprochen. Wie man weiß, hat der, der Hoheit über die Geschichte hat, auch Hoheit über Bewertung der Gegenwart. Das Thema ist also aktuell. Ebenfalls am Samstag wird in der Schule für Erwachsenenbildung im Mehringhof über die Stadt als sozialer Raum diskutiert, gleichfalls in einem Workshop. David Harvey, André Holm und andere StadtsoziologInnen werden darüber sprechen, inwieweit Stadtplanung soziale Räume schafft oder eben zerstört und inwieweit Stadterneuerungspolitik „Fragen über Verwertungslogiken im Stadtraum“ aufwirft. Aber auch die sogenannten „Freiräume“ sollen einer Kritik unterzogen werden.
■ Ferkelfabriken: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Mo, 19 Uhr
■ Jenseits von Steinbach: HU, Dorotheenstr. 24, Di, 19.30 Uhr
■ Vertreibung: Alte Feuerwache, Axel-Springer-Str. 40, Sa, 10 Uhr
■ Stadtplanung: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Sa, 14 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen