piwik no script img

Neuer Trainer, schnellerer Abschluss

Team der Woche: Gleich im ersten Match als Chefcoach von Alba Berlin erobert Henrik Rödl die Tabellenspitze

Henrik Dettmann war nicht der erste Basketball-Trainer eines Gästeteams, der in der Schlussphase einer Partie bei Alba Berlin an der Seitenlinie herumhüpfte, als spiele er in einem Lehrfilm für cholerische Anfälle mit. Aber kein anderer hatte es geschafft, sich hinterher so gelassen, freundlich und versöhnlich über die Niederlage seines Teams zu äußern wie der Finne. Ganz Gentleman, erwähnte er mit keinem Wort die Schiedsrichter-Entscheidungen, die ihn kurz zuvor so aufgebracht hatten, sondern analysierte ruhig und kompetent das Match, welches Berlin am Ende klar mit 81:68 gegen Braunschweig gewonnen hatte. Damit übernahm Alba wieder die Tabellenspitze in der Bundesliga.

Der freundliche Auftritt Dettmanns war keine Überraschung, schließlich hatte er schon in seiner Zeit als Bundestrainer eine große Affinität zum Berliner Dauermeister. Der jetzige Alba-Coach Henrik Rödl war bei ihm Nationalspieler, und hätte Dettmann nicht kurz vor Weihnachten in Braunschweig unterschrieben, könnte jetzt gut er der Cheftrainer bei Alba sein.

So aber stand er nicht mehr zur Verfügung, als sich der Klub im Januar von Emir Mutapcic trennte, und die Berliner entschlossen sich, Rödl den schwierigen Job zumindest bis Saisonende anzuvertrauen. Zwei Partien als Interimstrainer hatten gereicht, um deutlich zu machen, dass die Ex-Mitspieler Rödl als Coach akzeptieren und dass seine Ideen die Mannschaft weiterbringen können.

Auch wenn beileibe nicht alles klappte, zeigte Alba gegen Braunschweig wieder jenen Biss, den das Team am Saisonanfang hatte. Mit verschiedenen neuen Varianten in der Abwehr – mal Pressing über das ganze Feld, mal Zonenabwehr – versuchten sie, den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen. Außerdem wurde schneller als bei Mutapcic versucht, zum Abschluss zu kommen. Die Dreierquote war wie so oft in dieser Saison miserabel, dafür wurden nicht mehr so viele Dreier versucht, was dem Offensivspiel sichtlich gut tat.

Die Braunschweiger sind zwar Drittletzter in der Liga, doch ihr aktuelles Team ist unter Dettmann vor allem dank der Neuzugänge Celestand und Jovanovic viel besser als der Tabellenstand. Lange hielten sie gut mit, in den letzten fünf Minuten ging ihnen jedoch die Kraft aus. Auch ein Verdienst von Rödl, der oft wechselt und so die Kräfte seiner Spieler schont. „Alba hat uns heute kaputtgemacht“, erläuterte Dettmann, dessen Team am Ende vor allem die Zonenverteidigung des Gegners Probleme bereitete. „Gegen Zone muss man erst den Ball bewegen und dann muss man den Arsch bewegen. Wir haben nichts mehr gemacht.“

Das Ergebnis zeige nicht, „wie umstritten das Spiel war“, sagte Rödl und fügte mit Blick auf die vielen Ballverluste auf beiden Seiten (Dettmann: „Mini-Basketball“) hinzu: „Man kann nicht immer schön spielen, aber man muss immer gewinnen.“ Ein Extra-Lob hatte Rödl für Szymon Szewczyk parat, der gegen sein altes Braunschweiger Team besonders motiviert war und zum Matchwinner wurde: „Wäre schön, wenn er bei jeder Mannschaft schon mal gespielt hätte.

MATTI LIESKE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen