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berlinale szene Kritikerkleinkriminalität

Berlinale oder BVG

Was hatte der Berlinale-Kritiker früher für Privilegien. Von allen beneidet wurde er sowieso – wie ist denn der Bruce Willis nun wirklich, fragten alte Freundinnen. Der Privileghammer aber war die Rückseite der Plastikakkreditierungskarte: die Minimonatskarte für die komplette Zeit der Berlinale. Heute ärgert man sich, nicht stundenlang S-Bahn gefahren zu sein in den Pausen zwischen den Filmen.

Heute dagegen wird der Kleinkritiker schon auf der Fahrt zum Kino in die Kritikerkleinkriminalität gedrängt. Seit es die Metrobusse gibt, kann der Kreuzberger direkt bis vors Sony Center fahren, und da Busfahrer seit einiger Zeit wieder wie früher die Tickets kontrollieren, kann man auch die Schwarzfahrertricks reaktivieren. Einfach ein schon mal gestempeltes Kärtchen noch mal entwerten. Merkt ja keiner, dachte ich mir, bis am Halleschen Tor drei Typen in BVG-Kluft und Kontiblick vor der Tür standen. Gerade noch rausgeflüchtet, dann aber zu spät im Kino. Dann wollte ich wie jedes Jahr die Berlinale-Tasche abholen, doch werkein Kritikerpostfach hat, bekommt auch keine Tasche. Die ist dieses Jahr dunkelrot und hat Reklame vom französischen TV 5 und hässliche weiße Ränder. Ich nehme meine alte rote mit den rausend Fächern vom Pleite gegangene Kirch-Imperium. Und fahre noch mal schön schwarz, zum ungarischen Film Kontroll, außerhalb der Berlinale: über Kontis in der Budapester U-Bahn.

ANDREAS BECKER

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