: Fußball verhindert
Hannover ermauert sich ein 0:0 beim SC Freiburg. Nach dem Spiel erwies sich Trainer Lienen als aktivster 96er
„Es ist nicht unsere Aufgabe, hierher zu fahren und Hurrafußball zu spielen.“ In Wahrheit war Hannover an Passivität nicht mehr zu überbieten, ein Fußballspiel wurde von den 96ern konsequent verhindert. Altin Lala fand das verständlicherweise nicht allzu verwerflich: „Es ist scheißegal, dass wir nicht gut gespielt haben. Wir haben zweimal zu Hause gut gespielt und verloren.“ Die Passivität war allerdings umso unverständlicher, als Freiburg trotz enormen Aufwands alles andere als zwingend agierte. So aber war der Punktgewinn angesichts eines krassen Chancen-Übergewichts des SC äußerst glücklich, zumal den Gastgebern ein Elfmeter versagt blieb, als Stendel Sascha Riether im Strafraum foulte (60.). Zuvor hatte Robert Enke einen unberechtigten Elfmeter von Levan Zkitishvili gehalten (51.).
„Mit unserer mit Nationalspielern gespickten Mannschaft ist es ein Unding, dass wir Teams wie Schalke und Hertha an uns vorbeiziehen lassen. Wir werden weiter daran arbeiten, demnächst um die Meisterschaft mitzuspielen.“ Die Frage, ob das 0:0 denn nun ein Rückschlag im Kampf um die UEFA-Cup-Ränge gewesen sei, war dann doch zu dämlich: „Wir sollten nicht darauf schauen, wo wir hinwollen, sondern darauf, wo wir herkommen.“ Die durchwachsenen Leistungen der letzten Wochen erklärt sich Lienen nicht zuletzt durch die ins Kraut schießenden Ambitionen im Umfeld, die konzentrationshemmend gewirkt hätten. Bleibt zu hoffen, dass das nur eine Kritik an den pawlowschen Reflexen der Journaille ist und Gerüchte, wonach die Vereinsführung bereits Anzeichen von Unruhe zeigt, falsch sind.
„Per saß heute morgen beim Frühstück und ihm war schwarz vor Augen“ Dass er Mertesacker nicht einsetzen konnte, sei den DFB-Trainern zu verdanken. Mit denen habe er vor dem Länderspiel ausführlich telefoniert und darum gebeten, dass der 20-Jährige geschont werde. Der sei drei Tage am Stück krank gewesen und habe bereits wegen der DFB-Asienreise „das gesamte Grundlagentraining nicht mitmachen können.“ Dennoch habe sein übermotivierter Schützling („Per muss lernen, dass sein Verein Hannover 96 ist“) gegen Argentinien durchgespielt und sei nun „total kaputt, er klagt über Achillessehnenbeschwerden, die er angeblich erst am Tag nach dem Länderspiel gespürt hat.“ Lienen ist nun „total enttäuscht“ von den DFB-Trainern und kann nichts davon merken, dass sich die Kommunikation mit den Vereinstrainern seit dem Amtsantritt Klinsmanns merklich verbessert habe. „Per ist in eine Verfassung geraten, in der er uns nicht helfen kann. Ich empfinde das als totale Missachtung von Hannover 96. Wenn man dem Trainer, der jeden Tag mit dem Spieler zusammenarbeitet, nicht glaubt, wem dann?“
„Normalerweise gehe ich bei solchen Dingen nicht an die Öffentlichkeit.“ Lienen gebührt das Verdienst, einen Missstand kritisiert zu haben, den viele seiner Kollegen aus Mangel an Mut nur intern problematisieren. Denn in der Tat wird beim DFB nur auf die großen Vereine Rücksicht genommen. Christoph Ruf
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