Lernziel: Konkret werden

Bochumer Kongress „Zukunft Bildung“ tritt mit Zielvorgaben an die Landesregierung heran

BOCHUM taz ■ In zwanzig Jahren ist Arbeitslosigkeit kein Thema mehr. Dann gibt es fünf Millionen Erwerbstätige weniger – und viel zu wenig gut ausgebildete Fachkräfte, so die demographische Prognose. Dass das deutsche Bildungssystem am besten vorher reformiert werden sollte, fordern Politiker aller Coleur – am liebsten zu Wahlkampfzeiten. „Jetzt soll in Nordrhein-Westfalen endlich mehr passieren als geredet wird“, sagt Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf dem Kongress „Zukunft Bildung“ an der Ruhruniversität Bochum.

Deshalb haben Gewerkschafter und Wissenschaftler das so genannte Bochum Memorandum entwickelt – eine Handlungsempfehlung für die kommende Legislaturperiode in NRW. Die Forderungen: Die Ungleichheit der Bildungschancen abbauen, die frühkindliche Bildung ausbauen, Schüler gezielter fördern. „Wir haben messbare Zielvorstellungen festgeschrieben“, sagt Hans-Günter Rolff, Leiter des Dortmunder Instituts für Schulentwicklungsforschung. So soll die Zahl der Sitzenbleiber halbiert werden, ebenso die Zahl derjenigen Jugendlichen, die die Schule nur mit einem Hauptschulabschluss verlassen. Am Wochenende versuchen die InitiatorInnen auf dem von über 1.400 TeilnehmerInnen besuchten Kongress eine verbindliche Vereinbarung mit der Landesregierung zu erzielen. „Natürlich wird die Umsetzung der Ziele Geld kosten“, sagt Andreas Meyer-Lauber von der GEW. „Es wird NRW und Deutschland aber langfristig viel mehr kosten, wenn unsere Bildungsergebnisse nicht einmal über den OECD-Durchschnitt hinauskommen.“

In zahlreichen Workshops erarbeiten die TeilnehmerInnen schon an diesem Wochenende die Bildungsmethodik von morgen – zum Teil unter Anleitung von kanadischen und schwedischen Pädagogen und Bildungspolitikern. „Wir müssen uns vom deutschen Elitedenken verabschieden“, sagt Meyer Lauber.“ MIRIAM BUNJES