LESERINNENBRIEFE :
■ betr.: „Wählt mich! Ich bin jetzt Öko!“ „CDU redet jetzt von erneuerbaren Energien“, taz vom 23. 6. 09
Dünnes Ökokleidchen ist Tarnung
Das Ökokleidchen ist nur dünn und dient zur Tarnung. Es ist natürlich eine Mogelpackung. Es wird mit dieser Regierung kein Tempolimit geben, kein Flugbenzin versteuert, kein Kfz- Hersteller eingeschränkt. Atomlaufzeiten werden verlängert, neue Kern- und Kohlekraftwerke gebaut und ausgebaut. Verschmutzungsrechte gehandelt, verschenkt, getauscht, verkauft. Und dabei hat niemand das Recht, Umwelt und Klima zu verschmutzen. Das ist, was den Versprechungen folgen wird. DIETER FRICK, Waiblingen
■ betr.: „Krümmel strahlt nach altem Recht“, taz vom 17. 6. 09
Rekordverdächtige Reparaturzeit
Verständlich die Freude sowohl des Atomkraftwerksbetreibers als auch der Atomaufsicht und auch der auf so einen mächtigen Steuerzahler angewiesenen Politiker, dass nach zweijähriger, rekordverdächtiger Reparaturzeit der Atommeiler Krümmel wieder ans Netz geht. Unverständlich aber ist, warum es zu dem folgenreichen Trafo-Brand kam, warum Hunderte ungeeignete Dübel jahrelang in dem Mailer ihren Dienst taten und warum nach 25 Jahren plötzlich Dutzende Risse in Armaturen auftraten. Unverständlich ebenfalls ist, dass Vattenfall, die Atomaufsicht oder Politiker in den zwei Jahren kein einziges Mal in einer Diskussionsveranstaltung die Fragen der Bevölkerung vor Ort beantwortet haben. EUGEN PRINZ, Schwarzenbek
■ betr.: „Karstadt schlecht geredet“, Leserbrief von Christian Peter Oehmichen, taz vom 19. 6. 09
Was ist modern an Malls?
Genau, endlich wird dies aufgegriffen. Was macht eigentlich das „Moderne“ bei den Malls aus? Wer definiert das mit welchen Kriterien? Wie viel tariflich gesicherte Vollzeitarbeitsplätze hat eine Durchschnittsmall? Warum sind fast in jeder Mall ganz überwiegend Kettenläden? Warum ist deren Angebot in der Regel in Sekundenschnelle feststellbar? Warum verfügt selbst die Gesamtheit dieser Läden nicht ansatzweise über die Warenvielfalt, die in einem traditionellen Kaufhaus vorzufinden ist/war (von Kurzwaren bis Kleinmöbel/Teppiche)? Inwieweit reduzieren traditionelle Kaufhäuser Verkehr usw.? UWE ZGRAJA, Berlin
■ betr.: „Kritische Bauern wollen mehr Umverteilung. Organisation AbL verlangt mehr Subventionen für arbeitskraftintensive Betriebe“, taz vom 18. 6. 09
Nachteil für KundInnen
Leider hält sich hartnäckig die Meinung, dass je größer der Hof ist, desto ökonomischer arbeitet er und deshalb gehört er stärker gefördert. Wir haben einen Neunhektarbetrieb mit 45 Milchziegen und eigener Käserei und Vermarktung und leben fast ohne Zuschüsse (Subventionen in der Höhe wie zwei Ziegen Milch geben). Wir arbeiten umweltverträglich (Bioland-Betrieb), haben keine Überproduktion, die wieder mit Subventionen auf dem Weltmarkt verhökert werden muss, bewirtschaften Flächen, die angeblich unrentabel sind, und halten Ziegen, die vom Aussterben bedroht sind.
Unser konventioneller Kollege mit 100 Hektar dagegen braucht auf seinem Betrieb keinen Gewinn zu erzielen, um auf dasselbe Einkommen zu kommen, dank Zuschüssen. Die gegenwärtige Subventionspolitik ist für unsere Kunden ein großer Nachteil, da sie die Zuschüsse der großen Agrarbetriebe, die Exportsubventionen sowie die höheren Preise der kleinen Betriebe bezahlen müssen (von den Kosten, die für Überdüngung, Erosion, Umweltzerstörung entstehen, einmal abgesehen). Eine sofortige Einstellung der Subventionen würde schnell zeigen, welche Art von Landwirtschaft rentabel arbeitet, wir würden zwei Ziegen mehr halten und unsere Preise würden sich von Aldi und Co nicht mehr abheben. JÜRGEN MARETH, Ziertheim
■ betr.: „Feen und coole Klageweiber. Marissa Nadler, Rose Kemp oder Alela Diane – wie ‚authentisch‘ sind die neuen Fräuleinwunder der Popmusik?“, taz vom 20. 6. 09
Abziehbilder geschaffen
Mit der Überschrift „Feen und coole Klageweiber“ schaffen Sie doch gerade selbst das Label, das Sie den Marketing-Strategen der Musikindustrie anheften. Denn nichts ist so absurd, wie Nico und Alela Diane in eine Schublade zu packen. Was, bitte schön, hat der Hardrock-Folk einer Rose Kemp mit dem Jazz-Pop von Katie Melua zu tun? Mit den von Ihnen beschriebenen Klischee und dem Namedropping von ganz unterschiedlichen Künstlerinnen schaffen Sie genau die Abziehbilder, die Sie kritisieren. Man mag ja die Authentizität all dieser „Fräuleinwunder“ (was für eine abgeschmackte Bezeichnung) in Frage stellen, eines ist auf jeden Fall klar: Künstlerinnen wie die Coco-Rosie-Schwestern oder Alela Diane werden mit ihrem Gesang bestimmt nie so viel Kohle machen wie Madonna oder Mariah Carey.
HARTMUT GRAF, Hamburg
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