: Altersrekord unter Räubern
Ein Seniorentrio aus dem Ruhrpott gilt als Deutschlands älteste Bankräuber-Bande. Die Mitglieder sind zwischen 63 und 74 Jahren alt
hagen dpa ■ Die mit 63 bis 74 Jahren vermutlich ältesten Bankräuber Deutschlands, die der Polizei im vergangen Jahr ins Netz gingen, sollen für 14 Raubzüge verantwortlich sein. Insgesamt hätten sie dabei über eine Million Euro erbeutet, teilte die Staatsanwaltschaft Hagen am Mittwoch mit.
Die drei einschlägig vorbestraften Senioren waren Anfang November im Vorfeld eines erneuten Überfalls festgenommen worden und sind seitdem in Haft. Von der Beute wurden damals noch rund 400.000 Euro Bargeld und 23.800 Euro Bankguthaben gefunden. Was mit den restlichen knapp 600.000 Euro geschah, ist unklar. Die Überfälle auf Banken in ganz Westfalen wurden jeweils „in der dunklen Jahreszeit“ zwischen Dezember 1988 und November 2004 begangen.
Die beiden älteren, aus Dortmund und Iserlohn stammenden Männer hätten Geständnisse abgelegt, hieß es. Der 63-jährige Iserlohner bestreite die Taten. Alle drei wurden nun angeklagt. Ein Termin für die Verhandlung stehe jedoch noch nicht fest, sagte eine Sprecherin des Landgerichts Hagen.
Das Trio war bei seinen Raubzügen nicht zimperlich. „Bei den Überfällen wurden von den maskierten Tätern regelmäßig scharfe Waffen wie etwa Maschinenpistolen oder eine Handgranate und Werkzeuge wie Vorschlaghammer und Spaltaxt eingesetzt“, sagte Oberstaatsanwalt Reinhard Rolfes. Damit seien Angestellte und Kunden genötigt und eingeschüchtert worden.
Trotz der mehrjährigen Bankraub-Serie hatte es laut früheren Polizeiangaben lange gedauert, bis die Polizei auch Täter über 60 Jahren ins Auge fasste. Eine eigens eingerichtete „Ermittlungskommission OPA“ konnte die Rentner-Räuber dann kurz vor einem neuen Coup festnehmen.
Die genauen Motive seien nach wie vor unklar, so Rolfes weiter. „Die Überfälle geschahen nach dem Motto: Wir kennen das Geschäft und testen das noch mal aus. Je weiter sie kamen, desto mutiger wurden sie.“ Aus wirtschaftlicher Not hätten sie es nicht gemacht. Dies zeige auch der hohe Geldbetrag, der bei den dreien noch gefunden worden sei. „Später legten sie einen gewissen Stolz an den Tag, dass sie das in dem Alter noch so hinkriegen. Das hat auch motiviert.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen