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Pure Vernunft darf niemals siegen

„Big Brother“: Mittlerweile klappt’s mit dem Erfolg auch ohne Schlagzeilen und ohne Menschenwürde-Alarm

Wie schon die vorangegangene Staffel im Frühjahr 2003 findet und fand auch die am kommenden Montag nach erstmals 365 Tagen endende, fünfte „Big Brother“-Durchlauf quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – jedenfalls der kritischen. Zum fünften Mal sind dann Kandidaten freiwillig in ein Haus gezogen und von den Zuschauern per Telefonvotum so lange herausgewählt worden, bis am Ende einer übrig bleibt und Sieger ist.

Dass das die Menschenwürde verletzt, behauptet kaum noch wer – und auch sonst hält sich das Aufsehen in Grenzen: Ja, als irgendwer inmitten des nicht enden wollenden WG-Geplappers der Kandidaten mal antisemitisch dahergeredet hatte und die dummen Sprüche dummerweise auch noch zur Ausstrahlung gelangt waren, da gab’s ein wenig Wirbel. Zwischenzeitlich hatte dann die Bild-Zeitung ein paar übertrieben große Schlagzeilen ausprobiert, das war’s.

Ein Erfolg ist die ausgesprochen preiswerte Show für RTL 2 trotzdem: Die nicht einmal anderthalb Millionen Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren, die sich täglich die einstündige „Big Brother“-Sendung ansehen, bescherten dem Sender im letzten Jahr einen Marktanteil von 11,8 Prozent, der damit deutlich über dem Senderschnitt (7,5 Prozent) liegt – und was nicht mehr in die RTL 2-Tageszusammenfassung passt, kann bei anderen, noch nebensächlicheren Sendern wie Tele 5 oder MTV 2 noch mehr Sendezeit füllen. Und nur weil nicht ständig überall drüber geredet und berichtet wird, heißt das nicht, es fände nicht statt. Das gilt für „Big Brother“ ebenso wie für die „Tagesschau“. CSCH

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