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oles lieblingshitsBürgermeister mit Gänsehaut

Dem Manne geht es fabelhaft: Er hat bombastische Umfrageergebnisse, sitzt sicher im Sattel und hat soeben die Feier zu seinem 50. Geburtstag medienwirksam abgesagt. Da nahm Bürgermeister Ole von Beust die Einladung natürlich gerne an, Sonntagfrüh zwei Stunden lang bei NDR 90,3 mit Landesfunkhaus-Direktorin Maria von Welser zu plaudern und den Sender „seine Lieblingsschlager“ dudeln zu lassen.

Das aber klappte nur bedingt, denn Beust wies Welser spitz darauf hin, dass „Ihr Sender einige der Stücke, die ich mir gewünscht habe, leider abgelehnt hat“, darunter etwas von „Tocotronic“. „Sie sollten sich ein bisschen mehr trauen“, schrieb Beust der Hörfunkchefin ins Stammbuch, „und Lieder mit provozierenden, witzigen, avantgardistischen Texten“ ausstrahlen.

Zwischen Milva, der Knef, Udo Lindenberg und Wolfgang Petry ließ es Ole von Beust menscheln: Er glaube an die Macht der Liebe, habe als Kind Hochbahnfahrer werden wollen und sei „eine ziemlich treue Seele“, sowohl Menschen als auch Sachen gegenüber. Darüber hinaus brauche er „relativ viel Schlaf“, sei „relativ unsportlich“ und bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn er aus der Fremde kommend über die Elbbrücken fahre und das schöne Hamburg sehe. Und: Sein Herz schlage „immer ein bisschen für die Schwächeren“.

Auch der Textbaustein aus dem veröffentlichten Privatleben Beusts fehlte nicht, wonach er Musik nicht als Geräuschkulisse betrachte, sondern bewusst höre. „Ich bin manchmal heilfroh, wenn Ruhe herrscht.“ Die sehnte sich der Senatschef, hatte man angelegentlich den Eindruck, auch im Studio herbei. Hatte er doch gleich zu Beginn Heinz Rudolf Kunze schmettern lassen: „Mit Leib und Seele zurück zu dir / bin weit gekommen, doch was soll ich hier.“ jox

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