: Telekom ist wieder da
Der Konzern hat den Gewinn mehr als verdreifacht, die Schulden geschrumpft und nur kleine Makel in der Bilanz
BERLIN taz ■ Wer hätte das gedacht: Auch die Deutsche Telekom gehört zu den Gewinnern des letzten Jahres. Mit einem Überschuss von 4,6 Milliarden Euro schaffte sie ein dreieinhalbmal besseres Ergebnis als im Vorjahr – und will nach zwei mageren Jahren auch ihre Aktionäre wieder am Gewinn beteiligen.
Pro T-Aktie kündigte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke eine Dividende von 62 Cent an – so viel wie 1999, 2000 und womöglich auch in Zukunft: Die diesjährige Ausschüttung soll die „Richtschnur für die künftigen Dividenden“ sein. Für die derzeit rund 244.600 Frauen und Männer, die in dem Konzern beschäftigt sind und die zum größten Teil ebenfalls T-Aktien-Inhaber sein dürften, ist das nur teilweise ein Grund zur Freude: Ricke machte keinen Hehl daraus, dass auch die Telekom weiterhin Stellen abbauen will – und zwar bei der Mobilfunktochter T-Mobile. In den vergangenen 10 Jahren hat der Konzern rund 100.000 Arbeitsplätze aufgegeben. Dabei sei man aber immer „sozialverträglich“ vorgegangen, so Ricke.
Aber auch bei der Bilanz lohnt ein zweiter Blick. Einerseits hat die Telekom eins ihrer ganz großen Probleme offenbar im Griff: Ende 2004 betrugen die Schulden nur noch 35,2 Milliarden Euro – nur noch ein wenig mehr als die Hälfte des 65,2-Milliarden-Euro-Berges im Jahr 2001.
Andererseits stammt der schöne Überschuss 2004 bei weitem nicht nur aus dem operativen Geschäft: Immerhin 1,8 Milliarden Euro so genannter Gewinn sind ein reiner Buchwert und stammen aus der höheren Bewertung der US-Mobilfunklizenzen, hinzu kommen rund 600 Millionen aus dem Verkauf von Beteiligungen am russischen Mobilfunkbetreiber MTS und am Satellitenkonzern SES Global.
Der stärkste Beitrag aus dem laufenden Geschäft kam von der Mobilfunktochter T-Mobile und insbesondere von T-Mobile USA. Auch beim Breitband legte die Telekom zu. Schlechter läuft es mit dem Festnetz, das mit 27,8 Milliarden Euro zwar weiterhin der größte Umsatzbringer innerhalb des Konzerns ist, in Deutschland aber mehr als 5 Prozent weniger erlöste als 2003 – eine Folge der Konkurrenz im Ortsnetz. BEATE WILLMS
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