GESA KOCH-WESER ÜBER EINEN STRAßENKRIMI: Nur ein Spiel
Die Sachlage ist klar: Der Bauunternehmer Hermann Jansen wurde letzte Woche kaltblütig mit einem Schürhaken erschlagen. Nun wird am Mittwochabend ein Sondereinsatzkommando durch die Bremer Innenstadt geschickt, in Zivil, zu Fuß und schwitzend, auf der Jagd nach dem Mörder.
Das Kommissarspiel hat begonnen. Die Event-Agentur „Straßenkrimi“ veranstaltet etwa dreimal im Monat eine Art Schnitzeljagd für Krimifans. Die dürfen für 35 Euro Teilnehmerbeitrag einen fiktiven Mord aufklären, mit Zeugen sprechen, die auch schon einmal auf dem Soko-Diensthandy anrufen oder zur Vernehmung in einem Café warten. Sie sind Laienschauspieler, die bisweilen mit großartig authentischen Einsätzen überzeugen. Der äußerst verdächtige, cholerische Hausmeister zum Beispiel, der bei der Befragung nervös an seinen Hemdsärmeln nestelt und unablässig schwafelt. Andere holen die Kommissare mit Plattitüden wie „Ach Hermann, warum musstest du so früh gehen?“ jedoch schnell auf den Boden der Tatsachen zurück: Es ist nur ein Spiel.
Das Konzept des Straßenkrimis ist vielschichtig, so dass der Fall bis kurz vor dem finalen Showdown im Brilltunnel ungelöst bleibt. Der Schwachpunkt: Die Lösung hängt kaum von der Kombinationsfähigkeit der TeilnehmerInnen ab, denn die Zeugen platzieren die wichtigen Hinweise meist ganz von selbst und unübersehbar in den Gesprächen mit der Hobby-Polizei. Das ist schade, man möchte schließlich richtig knobeln.
Infos: www.strassenkrimi.de
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