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HAMBURGER SZENE VON JANNIS FRECHImmerhin schneller

„Diese Rohre da sind ja hässlich. Und grau ist das alles!“ – „Die S-Bahn-Fahrt bei uns ist doch viel schöner!“

Dass die beiden Touristinnen aus München kommen, erfahre ich schon im Flughafenbahnhof. Ob die Elbe wohl auch so schön sei wie die Isar, fragen sie sich, und können es sich tatsächlich vorstellen. Der Zug fährt los. Gespannt auf die Schönheit Hamburgs blicken die zwei ins Schwarz des S-Bahn-Tunnels.

Doch in Ohlsdorf kaum dem Dunkel entkommen werden sie unvermittelt skeptisch. „Das sieht jetzt aber nicht so schön hier aus“, bemerkt die eine, die Augenbrauen leicht anhebend. Und wird später, kurz vor dem Bahnhof Wandsbeker Chaussee, noch konkreter: „Diese Rohre da sind ja hässlich, total viel Industrie hier. Und grau ist das alles!“ Ich frage mich, ob Bahnstrecken in Städten eigentlich jemals sonderlich schön sind und erfahre prompt: „Die S-Bahn-Fahrt bei uns ist doch viel schöner!“ Ihre Freundin bejaht das sofort. Ich denke nach – und tatsächlich: In meinen Gedanken erinnere ich mich an den Blick auf saftige Wiesen, friedlich grasende Kühe und den strahlend blauen Himmel über der legendären Münchner Flughafenstrecke.

„Nächste Haltestelle Hamburg Hauptbahnhof“, quäkt es wenig später aus dem Lautsprecher. Lächelnd blicke ich auf die irritierten Gesichter meiner Mitreisenden. „Wir sind jetzt schon am Hauptbahnhof?“ Knapp 25 kritische Minuten liegen hinter uns. Beim Aussteigen muss ich an den Transrapid denken.

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