piwik no script img

DIE UN-KOMMISSION FÜR MENSCHENRECHTE IST NICHT MEHR GLAUBWÜRDIGReformidee mit Hindernis

Der UNO-Menschenrechtskommission (MRK) mangelt es stärker als je zuvor in ihrer 60-jährigen Geschichte an Glaubwürdigkeit. Rund die Hälfte der 53 Mitgliedstaaten sitzen in dem Gremium, um Kritik an Menschenrechtsverstößen im eigenen Land zu verhindern, und nicht, um Menschenrechte weltweit durchzusetzen. Das ist der wesentliche – wenn auch nicht einzige – Grund für das Glaubwürdigkeitsdefizit der MRK. Um diesen Missstand zu überwinden, soll die Mitgliedschaft in der Kommission nun „universalisiert“ – das heißt, auf alle 191 Staaten der UNO-Generalversammlung ausgedehnt werden.

Ein entsprechender Vorschlag des von Generalsekretär Kofi Annan eingesetzten hochrangigen Expertengremiums zur UNO-Reform findet auch Unterstützung bei der Bundesregierung und in anderen EU-Hauptstädten. Doch wirkt dieses Modell eher als eine Verlegenheitslösung. Auch wenn richtig sein mag, dass das Gewicht der Blockiererstaaten in der Generalversammlung relativ geringer wäre als in der MRK. Weit überzeugender ist der Vorschlag von Human Rights Watch und anderen Menschenrechtsorganisationen, die Mitgliedschaft eines Staates in der MRK künftig von der Erfüllung bestimmter Kriterien abhängig zu machen. Das könnte die Ratifizierung der wichtigsten internationalen Menschenrechtskonventionen sowie deren tatsächliche Umsetzung sein – überprüft und zertifiziert von den unabhängigen SonderberichterstatterInnen des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte.

Eine solche Regelung anhand konkreter Kriterien würde allerdings bedeuten, dass nicht nur die von den Menschenrechtsorganisationen und zum Teil auch von westlichen Regierungen regelmäßig benannten besonders schwarzen Schafe – aktuell unter anderem Sudan, China, Simbabwe, Weißrussland, Russland – durch den Rost fallen würden. Auch die USA – die einige der zentralen Menschenrechtsabkommen, etwa die Sozialcharta oder die Konvention zum Kinderschutz, bis heute nicht ratifiziert haben und die seit über drei Jahren in Guantánamo und an anderen Orten gegen die Folterkonvention der UNO verstoßen – könnten nicht Mitglied der MRK werden. ANDREAS ZUMACH

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen