: Revolte von Abu Sayyaf beendet
Bei der Niederschlagung eines Gefängnisaufstands in Manila werden 23 Personen getötet. Darunter sind der mutmaßliche Wallert-Entführer und zwei weitere Anführer der Extremistengruppe. Die philippinische Polizei befürchtet jetzt Racheakte
VON NICOLA GLASS
Der Gefangenenaufstand in der philippinischen Hauptstadt Manila ist gestern gewaltsam niedergeschlagen worden. Mindestens 22 Häftlinge und ein Polizist kamen ums Leben, fünf weitere Polizisten wurden verletzt. Unter den Toten seien vier Anführer der muslimischen Extremistengruppe Abu Sayyaf, so Innenminister Angelo Reyes. Darunter befinde sich auch der mutmaßliche Drahtzieher im Geiseldrama um die Göttinger Familie Wallert, Galib Andang alias „Commander Robot“. Dieser hatte bei einer Schießerei während seiner Festnahme im Dezember 2003 beide Beine verloren.
Die philippinische Präsidentin Gloria Arroyo dankte den Einsatzkräften für ihren Mut: „Terror wird auf den Philippinen niemals gewinnen.“ Der vor fünf Jahren entführte Werner Wallert erklärte gestern, den Extremistenführer Andang habe „sein gerechtes Schicksal ereilt“.
Rund 300 Mitglieder einer Spezialeinheit stürmten das vierstöckige Gebäude, nachdem sie Salven von Tränengas in Richtung Gefängnis gefeuert hatten. Verhandlungen über eine unblutige Lösung des Aufstandes waren zuvor gescheitert. Fernsehbilder zeigten Gefangene, die versuchten, aus Fenstern und an Gitterstäben entlang zu Boden zu klettern. Drei der getöteten Abu-Sayyaf-Mitglieder erwähnte Innenminister Reyes namentlich: Neben Galib Andang waren dies Alhamser Limbong (Kampfname „Kosovo“) sowie Nadjmi Sabdulla alias „Commander Global“. Allen dreien war vorgeworfen worden, an Entführungen und Terrorakten beteiligt gewesen zu sein. Der militanten Abu Sayyaf werden Kontakte zu Ussama Bin Ladens Terrornetzwerk al-Qaida nachgesagt.
Begonnen hatte die Revolte bereits am Montag. Die Aufständischen hatten drei Wachleuten die Waffen entrissen und das zweite Stockwerk unter ihre Kontrolle gebracht. Dabei wurden bereits fünf Menschen getötet, drei Wachen und zwei mutmaßliche Terroristen. Die Regierung sprach von einem Ausbruchsversuch. Die Gefangenen verlangten offenbar zunächst verbesserte Haftbedingungen und beschleunigte juristische Verfahren, erhoben dann aber immer mehr Forderungen. Der Terrorist Limbong stand bereits wegen des Sprengstoffanschlags auf eine Passagierfähre in der Bucht von Manila im vergangenen Jahr vor Gericht. Galib Andang hingegen war noch nicht der Prozess gemacht worden. Auf Fragen, warum der massive Gewalteinsatz von Sicherheitskräften nötig war, wenn doch nur drei Aufständische bewaffnet waren, antwortete Innenminister Reyes: „Es wird eine gründliche Untersuchung des Vorfalls geben.“
Das blutige Ende des Aufstandes könnte das Terrorproblem auf den Philippinen verschärfen. Die Polizei äußerte Befürchtungen über extremistische Racheakte. Die Beteuerungen der Regierung, mit Abu Sayyaf aufgeräumt zu haben, erscheinen damit wenig glaubwürdig. Experten warnten davor, dass Abu Sayyaf dazu übergegangen sei, mit anderen militanten Organisationen zu kooperieren. Auch sei sie offenbar imstande, ständig neue Leute zu rekrutieren.
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