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Botschafter des Widerstands

KOLUMBIANISCHER RAP Die kolumbianischen Rapper „Los Renacientes“ aus dem Chocó, der Regenwaldregion nahe der Grenze zu Panama, sind so etwas wie das klingende Geschichtsbuch der Friedensgemeinde

„Wir singen über den Alltag in unseren Dörfern – und wir sind nicht allein“

VON KNUT HENKEL

Resistencia, Widerstand, heißt das Wort, welches immer wieder aus den Texten der „Renacientes“, der Wiedergeborenen, herauszuhören ist. „Seit zwölf Jahren kämpfen wir gegen unsere Vertreibung und dafür, endlich auf unserem Land in Ruhe leben zu können“, erklärt Ali alias Jefferson Orejuela. Ali ist einer der fünf Raperos der „Wiedergeborenen“, die derzeit in Deutschland unterwegs sind, um mit kräftigen Beats und markanten Texten auf die Situation in der Friedensgemeinde con Cacarica aufmerksam zu machen.

Die ist schwierig, denn „unsere kollektiven Landtitel werden von den multinationalen Unternehmen, die in der Region agieren, schlicht ignoriert“. Es sind Holzunternehmen wie die Madera Darien oder eine Tochter des Fruchtkonzerns Chiquita. Doch hinter diesen beiden lauern viele weitere, ist Ali sicher. Die von Flüssen durchzogene Urwaldregion ist für ihre Artenvielfalt bekannt, es wird spekuliert, ob nicht weitere Rohstoffe in der Region zu finden sind. „Die wird durch den Bau einer Trasse der berühmten Panamericana weiter erschlossen“, berichtet Ali. Der 27-jährige Rapero ist alles andere als begeistert davon, die Unternehmen scheren sich nicht um die Rechte der schwarzen Comunidades, die am Cacarica-Fluss und von der nachhaltigen Landwirtschaft im Einklang mit dem Regenwald leben.

Dagegen rebellieren die Fünf und sie nehmen kein Blatt vor den Mund. „La Guerra“ heißt eines der frühen Stücke, das davon handelt, wie 1997 rund 5.000 Menschen aus der Region im Rahmen einer riesigen Militäroperation von Armee und Paramilitärs vertrieben wurden. Damals taten sich Ali, Amin, Pacho, Henry und Onel zusammen und begannen ihren Widerstand in Beats und Reime zu übertragen. Heute arbeiten sie mit Kindern und Jugendlichen aus der Friedensgemeinde, die von den Rückkehrern im Jahr 2000 gegründet wurde. „Wir singen über den Alltag in unseren Dörfern am Fluss, aber auch über unsere Geschichte und wir sind nicht allein“, erklärt Ali. Ein Netzwerk der etwa 50 Friedensgemeinden, die sich der Logik des Krieges in Kolumbien verweigern, gibt es genauso wie alternative Rap-Strukturen. Mit den Kollegen wollen Ali, Amin und Co. ihre vierte CD aufnehmen.

Doch zuerst geht es bei der Tour in Deutschland, die mit Hilfe von Unterstützern wie Peace Brigades International oder Brot für die Welt organisiert wurde, erst einmal darum, auf die Gemeinde in latenter Bedrohung aufmerksam zu machen. „Obendrein wollen wir T-Shirts, CD’s und Co. verkaufen, denn wir träumen davon, aus dem Erlös ein Kulturzentrum aufzubauen“, erklärt Ali.

Wie es in der Friedensgemeinde vom Cacarica-Fluß zugeht, davon liefert der Film „Ein Lächeln mitten im Krieg“ von Jochen Schüller heute Abend einen Eindruck. Nach dem Film greifen „Los Renacientes“ zum Mikro, um ihren mit Cumbia, Chirimía und Alabao verfeinerten Rap zu präsentieren.

■ Sa, 11. 7., 22 Uhr, Uebel und Gefährlich, Feldstraße 66

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