: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Die Tage werden kürzer, der Humor flacher. Die Hochkultur macht Urlaub, jetzt kommt die Kleinkunst dran. Das Trio Inka Löwendorf, Johanna Morsch und Britta Steffenhagen zum Beispiel mit seiner Gassenhauer-Revue „Die Rixdorfer Perlen“, in der es die legendären „drei alten Schachteln“ der Zwanzigerjahre, Claire Waldoff, Grete Freund und Elli Neubeck, in zeitgenössische Formate und Figuren überführt. Nach einem Gastspiel beim Hamburger Kaltstart-Festival sind die Perlen ab Freitag wieder im Heimathafen Neukölln zu sehen, wo man sich höchst erfolgreich um unmuffiges Volkstheater kümmert. Ein komödiantischer Klassiker ist der Brachialschwank „Die spanische Fliege“ von Franz Arnold und Ernst Bach von 1909. Die titelgebende spanische Fliege ist eine Revuetänzerin, die im Vorleben des Senffabrikanten Klinke eine gewisse Rolle spielte, das damit tief in die Gegenwart seiner unlustigen Ehe reicht, was besonders schwer wiegt, weil Gattin Emma Vorsitzende eines Sittlichkeitskomitees ist. Die Geschichte spielt um 1900, als die Sitte wirklich noch ein Thema war. Jürgen Wölfer hat mit Starbesetzung den Stoff fürs Sommertheater aufbereitet, darunter Ex-Tatort-Kommissar Palü alias Jochen Senf. Ab Mittwoch in der Komödie am Kurfürstendamm. Auch in der Brotfabrik widmet man sich der leichteren Muse mit Woody Allens Stadtneurotikerversion von Shakespeares Sommernachtstraum „Mittsommernachts-Sex-Komödie“, mit der das Theater Tusdoch am Caligariplatz gastiert. Für ihre Rolle im gleichnamigen Film wurde Mia Farrow mit dem Antioscar „Die Goldene Himbeere“ ausgezeichnet. Ebenfalls in der Brotfabrik gastiert am Sonntag die koreanische Choreografin Howool Baek mit ihrem Doppelabend „I want to talk with you/Fade“, wobei in diesem Fall allerdings von leichter Muse keine Rede sein kann.
■ „Die Rixdorfer Perlen“: Heimathafen Neukölln, ab Fr.
■ „Die spanische Fliege“: Komödie am Kurfürstendamm, ab Mi.
■ „Eine Mittsommernachts-Sex- Komödie“: Brotfabrik, Do.–Sa.
■ „In want to talk with you/Fade“: Brotfabrik, So.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen