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Süße Asiatin

HAARIG Haben die Briten so wenige verdienstvolle Frauen, dass sie eine Bärin auszeichnen müssen?

Braucht Großbritannien neue Frauen? Dieser Ansicht könnte zumindest die BBC sein, die für Dezember ihre „Gesichter des Jahres 2011“-Liste mit der „Promi“-Pandabärin Tian Tian (die Süße) anreicherte und damit „Pandagate“ auslöste. Britische Zeitungen schrieben vom zweiten Sexismuskrach innerhalb eines Monats, denn das Medienunternehmen hatte bereits heftige Kritik dafür geerntet, dass sich unter den Kandidaten für den „BBC Sportler des Jahres“ keine Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts befanden.

„Die BBC konnte keine Frau als Sportler des Jahres finden, aber sie konnte einen Panda als weibliches Gesicht des Jahres finden“, tweetete der ehemalige stellvertretende Premierminister John Prescott erzürnt. Auch die britische Labour-Abgeordnete Stella Creasy schrieb auf Twitter: „Das soll keine Kritik an Sweetie sein, sie ist sicher eine reizende Pandabärin, aber der Hinweis liegt im Titel ‚Frauen‘ nicht ‚weibliche Vertreterin der Spezies‘ des Jahres.“

Was will uns die BBC damit sagen? Es gibt nicht genug Frauen, die sich um einen Platz auf der Liste verdient gemacht haben? Bei den Männern tauchten jedenfalls keine Vertreter der Tierwelt auf. Interessieren wir uns am Ende mehr für Tiere als für Menschen? Die Liste von berühmten „Medientieren“ ist in der Tat lang: das Oppossum Heidi, der Bär Bruno, der Krake Paul und natürlich der berühmte Eisbär Knut, der sich auch in Großbritannien großer Beliebtheit erfreute.

Der britische Journalist Bob Chaundy, Autor des skandalumwitterten „Gesichter“-Artikels, reagierte auf „Pandagate“ mit einem Schuss Humor: „Ich habe die Frauen für diese Liste nicht ausgesucht – ich habe nur den Artikel dazu geschrieben. Allerdings verpasste mir meine Ehefrau anschließend zwei ‚schwarze‘ Augen. Pandamonium!“

FRANK HEINZ DIEBEL

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