Nicht verpassen!: Geglibber
Themenabend „Ungebetene Gäste – Parasiten“, ab 22.30 Uhr, Arte
„Vor dem Essen, nach dem Essen, Händewaschen nicht vergessen.“ – Diese Faustregel der Kindererziehung zielt ins Zentrum des Arte-Themenabends. Der Traum von absoluter Reinheit bzw. die Angst vor Verunreinigung sind es, die das Thema aktuell und politisch machen. In einem atemberaubenden Streifzug durch 2.000 Jahre Parasitengeschichte zeigt Kirsten Eschs Film „Die Parasiten sind unter uns!“ (22.30 Uhr), dass es hierbei keineswegs nur um namenloses Geglibber geht. „Parasiten haben unzählige Gesichter“, betont der französische Philosoph Michel Serres, der auf der Idee des Parasiten eine ganze Kulturtheorie aufbaut. Die Naturwissenschaft flankiert dies mit der Information, dass auf eine frei lebende Tierart vier Parasitenarten kommen – Parasiten sind die Gewinner der Evolution. Eschs Schwerpunkt liegt im 20. Jahrhundert, denn hier wurde die Biologisierung des Sozialen auf die Spitze getrieben. Immer stärker erschienen auch Menschen als Parasiten, in der Formel vom „Sozialschmarotzer“ tauchen sie auf, zuletzt setzte George W. Bush Terroristen mit Parasiten gleich. Auch in den Debatten über Migration sind sie präsent. Ein sehenswerter Film zu einem Thema, das in seiner sozialen Dimension noch längst nicht ausgeschöpft ist. R. SUCHSLAND
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