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■ Joe McCarthy – The Real American Deutschland 2011, R: Lutz Hachmeister, D: John Sessions, Justine Waddell
„Ein Versuch des Historikers und Filmwissenschaftlers Lutz Hachmeister, US-amerikanische Geschichte neu zu schreiben: In einer Mischung aus Dokumentation, Zeitzeugen-Aussagen und nachgestellten Spielszenen beschreibt er Aufstieg und Fall des umstrittenen US-Senators Joseph McCarthy. Daraus entwickelt sich eine thematisch interessante, in der fließenden Integration von nachgedrehten Spielszenen ins Wochenschau-Material durchaus beeindruckende Aufbereitung, die allerdings eher eine Dokumentation für politische Seminare als ein Kinofilm ist“, schränkt Franz Everschor beim filmdienst ein.
■ Offroad Deutschland 2011, R: Elmar Fischer, D: Nora Tschirner, Elyas M’Barek
In Meike Pelzers Leben scheint es keine ungeplanten Ausfahrten mehr zu geben. Alles ist so geradlinig und provinziell eingefahren, dass für sie eine Existenz außerhalb der elterlichen Firma, Kleinfamilie und dem Schützenverein scheinbar kaum vorstellbar ist. Doch in ihren Augen sieht man manchmal ein wildes Blitzen, und als sich für sie die Chance bietet, ein cooles Auto mit Hörnern als Kühlerzierde zu ersteigern, greift sie sofort zu. Dass dieser Wagen beim Zoll an der deutsch-holländischen Grenze beschlagnahmt wurde und dass zwei zwielichtige Gestalten es ihr direkt nach der Auktion für einen viel höheren Preis wieder abkaufen wollen, lässt Abenteuerliches vermuten, und tatsächlich fährt sie bald mit einer Riesenladung Kokain, die im Auto versteckt war, mit Karacho in die Freiheit. Auf dem Weg in ihren Sehnsuchtsort, die Sahara, macht sie erst einmal in Düsseldorf leidvolle Erfahrungen bei ihren ersten Versuchen als Drogendealerin. Unterwegs gabelt sie den Musiker Salim auf und die Drogenhändler, denen die Ladung eigentlich gehört, sind ihr ständig dicht auf den Fersen. Dass dieses Gangstertrio die Partner einer Berliner Eventagentur sind, ist nur eine der vielen schrägen Pointen. Mit dem „Geilenkirchener Kleinstadtmief“, der „neuen Berliner Ökonomie“ ihrer Verfolger und der türkischen Subkultur (über)zeichnet Fischer drei Milieus, die er jeweils mit einer Handvoll gut gezeichneter Charaktere bevölkert. Doch den Film trägt wieder einmal Nora Tschirner, eines der größten komischen Talente des deutschen Kinos, in einer Rolle, die ihr offensichtlich auf den Leib geschrieben wurde.
■ Verblendung USA/Schweden/Großbritannien/Deutschland 2011, R: David Fincher, D: Daniel Craig, Rooney Mara
„‚The Girl with the Dragon Tattoo‘ (so der Originaltitel) ist ein gelungenes Remake, welches das Original auf fast allen Ebenen schlägt. Es ist auch die Rückkehr von Fincher zum Genre, welches ihn berühmt gemacht hat, und dabei zieht er alle Register seines Könnens. Zarte Gemüter sind aber wieder vor dem Kinobesuch gewarnt: Denn verwässert wurde im Gegensatz zu anderen Remakes hier gar nichts, weshalb das R-Rating in den Staaten eindeutig verdient ist. Wenn doch Neuauflagen immer so gut wären, dann könnte man sich Sprüche wie ‚Amis hassen Untertitel‘ in Zukunft sparen“, lobt der Kritiker des schweizer Onlinemagazins outnow.
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