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11-Jähriger aus Zug geschmissen

KINDERFEINDLICH Schaffner übergibt 11-Jährigen an die Polizei, weil er ohne Ticket im Regionalzug sitzt. Bahn weist Vorwürfe der Mutter gegen Schaffner zurück

„Das Kind war zu keinem Zeitpunkt sich selbst überlassen“

Bahn-Sprecher

Die Deutsche Bahn ist sich keiner Schuld bewusst: Der Schaffner, der am Sonntagnachmittag einen 11-Jährigen in Oranienburg, 50 Kilometer vor seinem Ziel, aus dem Regionalzug warf und der Bundespolizei übergab, habe „absolut die richtige Maßnahme“ ergriffen, sagte ein Bahn-Sprecher am Dienstag der taz. Der 11-Jährige hatte keinen Anschlussfahrschein für sein Monatsticket und nicht genügend Geld dabei. Die Mutter wirft der Bahn vor, „ein Exempel statuieren“ zu wollen.

Der Junge war auf dem Weg vom Vater in Berlin zu seiner Mutter, mit der er seit Dezember wohnt. Als ein Schaffner ihn kontrollierte, habe er seinen Stiefvater auf dem Handy angerufen, sagt seine Mutter, die Unternehmensberaterin Anke Domscheit-Berg: „Wir klärten ab, dass wir ihn am Bahnhof abholen und das Geld mitbringen würden.“

Doch dieser zog einen Bundespolizisten hinzu, der im Zug saß und den Jungen fragte, ob er sich ausweisen könne. Weil auf dem Schülerausweis noch die alte Adresse vermerkt war und der Junge die Telefonnummer seiner Mutter nicht nennen konnte, übergab der Schaffner ihn am nächsten Stopp an Beamte der Bundespolizei, die ihn auf die Polizeistation mitnahmen. „Wir haben einen Anruf bekommen, dass wir unseren Sohn abholen sollen“, so Domscheit-Berg. „Als ich sagte, dass wir kein Auto haben, hieß es: Entweder Sie holen Ihren Sohn jetzt hier ab oder er wird an die Jugendhilfe übergeben.“ Der Stiefvater habe dann ein Auto organisiert und den Jungen abgeholt. „Es kann nicht sein, dass ein 11-Jähriger bestraft wird, weil Erwachsene das Fahrgeld vergessen“, sagt Domscheit-Berg. Über Twitter rief sie kurz nach dem Vorfall zu Beschwerden gegen die Bahn auf.

Auch der Sprecher der Bundespolizei Berlin, Meik Gauer, gab an, der Junge sei „sehr aufgeregt“ gewesen. Der Beamte im Zug habe jedoch die Identität nicht klären können und Sorge gehabt, der Junge sei möglicherweise ausgerissen. Über ein vorheriges Telefonat mit den Eltern und deren Angebot habe er nichts erfahren.

Die Bahn hat die Vorwürfe, mit diesem Fall erneut einen Minderjährigen aus dem Zug geworfen zu haben, zurückgewiesen. „Das Kind war zu keinem Zeitpunkt sich selbst überlassen“, so der Sprecher. Der Mitarbeiter habe bei den „unklaren familiären Verhältnissen“ auf Nummer sicher gehen müssen. „Er ist seiner Fürsorgepflicht uneingeschränkt nachgekommen.“ 2008 hatte die Bahn zugesichert, Minderjährige unter keinen Umständen ihrer Züge zu verweisen.

JULIANE SCHUMACHER

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