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Tauziehen um VW-Anteile nach Machtkampf

AUTOBAUER Bei der Bildung des neuen gemeinsamen Volkswagen-Porsche-Konzerns könnten auch die Mitarbeiter am Kapital beteiligt werden. Gewerkschaft und Betriebsrat fordern bis zu 10 Prozent

HANNOVER taz | Nach dem Ende des Machtkampfs zwischen Porsche und Volkswagen müssen beide Autohersteller nun eine Grundsatzvereinbarung für ihren Zusammenschluss ausarbeiten. Sie stehen unter Zeitdruck: Am 13. August soll bei einer VW-Aufsichtsratssitzung endgültig die Fusion beschlossen werden. Dabei geht es auch um eine Beteiligung der Arbeitnehmer.

Angedacht ist offenbar, dass die Belegschaften mit insgesamt bis zu 10 Prozent an dem gemeinsamen Konzern beteiligt werden sollen. Dafür hatten sich bereits am Donnerstag IG-Metall-Chef Berthold Huber und die Vorsitzenden der Betriebsräte von VW und Porsche, Bernd Osterloh und Uwe Hück, gemeinsam starkgemacht. „Neben der erweiterten Mitbestimmung streben wir eine Beteiligung der Mitarbeiter am Kapital an“, sagte Huber. Diese Kapitalbeteiligung der Mitarbeiter solle in einer separaten Einheit gebündelt werden, damit „die Belegschaft ihre Interessen auch auf Hauptversammlungen vertreten“ könne. Schließlich seien die Beschäftigten „ein Garant für Beschäftigungs- und Standortsicherung“, was bei den freien Aktionären „so nicht zutrifft“. Die Forderungen lägen den Eigentümerfamilien vor, Verhandlungen habe es aber noch nicht gegeben.

Strittig ist nach Angaben aus Unternehmenskreisen immer noch die Bewertung von Porsche und damit auch der Preis, den VW für zunächst 49,9 Prozent des operativen Geschäfts von Porsche zahlen soll. Dem Vernehmen nach beläuft sich der Schuldenberg, den Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking nach seinem Rücktritt bei dem Sportwagenbauer hinterlässt, sogar auf 14 Milliarden Euro. Dem stehen allerdings noch 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro gegenüber, die das Unternehmen zur Absicherung von Optionsgeschäften bei Banken hinterlegt hat.

Die Optionen auf 17 Prozent der VW-Aktien, die Porsche noch hält, soll nun das Emirat Katar übernehmen und zugleich dem Sportwagenbauer einen Kredit von 750 Millionen Euro einräumen. Damit kann Porsche ein Darlehen in gleicher Höhe an VW zurückzahlen. Bei der für 2011 geplanten Verschmelzung soll Katar quasi als Provision für die Kreditgewährung 10 Prozent der Porsche SE zum Vorzugspreis erhalten. Am Ende soll das Emirat dann 19 Prozent am VW-Konzern mit Porsche besitzen.

Offen ist auch noch die genaue Eigentümerstruktur, die Volkswagen mit Porsche am Ende haben wird. Niedersachsen beharrt auf seinen 20 Prozent, Katar will es 19 zugestehen. Ob die Familien Porsche und Piëch am Ende aber tatsächlich, wie bereits gemeldet, 50 Prozent erhalten, scheint höchst ungewiss. Informierte Kreise mit anderen Interessen gehen nur von 40 Prozent für die Milliardärsfamilien aus. JÜRGEN VOGES

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