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Schlecker-Pleite trifft auch Bremen

INSOLVENZ Auch in Bremen droht vielen Filialen von Schlecker durch deren Insolvenz das Aus. Die Drogerie-MitarbeiterInnen sind verunsichert und können nur abwarten. Die Konkurrenz floriert

Drogerien in Bremen

Wenn Schlecker pleite macht, teilen Rossmann, DM und Müller den Drogerie-Markt unter sich auf.

■ Schlecker hat in Bremen und umzu 68 Filialen, 17 davon fallen in den Bezirk des Bremer Betriebsrates. Als der 2007 gegründet wurde waren es noch 33 Filialen.

■ Rossmann betreibt 19 Filialen in Bremen. Im Februar eröffnen in Habenhausen und Osterholz zwei neue Filialen.

■ Vier DM-Märkte und zwei Müller Drogerien gibt es in der Stadt.

Ein „Schock“ sei es gewesen, sagt Antje Treptow, als sie am Freitag den Fernseher anknipste: Schlecker ist pleite. Treptow ist Betriebsrätin für die Bremer Drogeriemärkte. Durch deren Insolvenz, so fürchtet sie, werden auch hier viele Filialen schließen. Bei ihr melden sich nun viele verunsicherte KollegInnen. Von der Firmen-Pleite haben auch sie meist zuerst aus den Nachrichten erfahren.

„Uns wurde zugesichert, dass die Gehälter in den nächsten drei Monaten erstmal gesichert sind“, sagte Treptow. „Klar besteht bei den Mitarbeitern Existenzangst. Es gibt Kollegen, die das schon mal bei Hertie durchgemacht haben.“ Treptow geht davon aus, dass auch in Bremen Filialen geschlossen werden. Von der Firmenleitung verlangt Treptow so schnell wie möglich Aufklärung.

Treptows Zuständigkeit reicht bis nach Oyten, dafür haben einige Bremer-Stadtteile, wie die Neustadt oder Huchting bis heute keinen Betriebsrat. „Die Kollegen müssen sich selbst vertreten“, so Treptow. Sie hat Erfahrungen damit: 2007 war sie zweimal vor dem Arbeitsgericht erfolgreich. Schlecker hatte ihr gekündigt, weil sie einen Betriebsrat gründete und zuvor – wegen ihrer zwei Kinder – um eine Teilzeitbeschäftigung bat.

Wegen dieses Umgangs mit seinen Angestellten wurde das Unternehmen immer wieder kritisiert. Schadenfreude jedoch ist für Ver.di-Sekretär Richard Schmid völlig unangebracht: „Es betrifft die Arbeitsplätze von 30.000 Menschen.“ Zudem habe sich Schlecker gebessert – seit 2010 die Kinder des Unternehmens-Gründers stärker verantwortlich wurden. „Inzwischen ist Schlecker nicht mehr so unseriös“, sagte Schmid. Größtenteils seien die Tarifverträge eingehalten worden.

Auch Treptow bestätigt den neuen, respektvolleren Umgangston mit den Beschäftigten. Beide zeigten sich von der schlechten Lage des Unternehmen nicht überrascht. Seit einiger Zeit ließen sich ausbleibenden Warenlieferungen beobachten, auch in Bremen blieben die Regale teilweise leer. „Nach meinen Informationen verlangten Lieferanten seit längerem Vorkasse“, so Schmid. Dennoch bedeute die Insolvenz noch nicht das Ende für Schlecker, auch Entlassungen seien vorerst nicht zu befürchten. „Der Geschäftsbetrieb läuft normal weiter.“

Im Unterschied zu den Mitbewerbern setzte Schlecker auf kleinere Läden mit einem begrenzten Angebot. Erst mit den größeren Schlecker-XL Märkten versuchte man sich an der Konkurrenz zu orientieren, mit breiteren Gängen und einem größerem Sortiment. 2009 eröffnete Schlecker in Gröpelingen die erste XL-Filiale. Nicht ohne für Proteste zu sorgen: Die MitarbeiterInnen in den XL-Filialen wurden durch eine betriebsnahe Personalfirma angestellt, für die Hälfte des Lohnes ihrer KollegInnen. Mittlerweile ist das anders, auch XL-Angestellte werden nach Tarif bezahlt.

Für Mitbewerber wie Rossmann oder DM scheinen nur diese großen Filialen für eine Übernahme interessant zu sein. An den anderen Standorten zeigen sie bislang wenig Interesse. „Schlecker hatte wenig Filialen in 1a-Lage“, sagt ein Rossmann-Sprecher. Die Firma läuft gut: Im Februar eröffnet sie zwei neue Filialen in Bremen. jpb

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