piwik no script img

nebensachen aus bangkokErhöhter Bierkonsum trotz buddhistischem Glauben

Buddhismus und Bier passen nicht zusammen. Das jedenfalls finden Thailands Mönche und brachten dies lautstark zum Ausdruck: Vor der Börse in der Hauptstadt Bangkok, der Stock Exchange of Thailand (SET), hatte es vor wenigen Wochen wahre Aufläufe von orange- und ockergelbfarbenen Roben gegeben: Die Mönche sowie Anti-Alkohol-Gruppen protestierten gegen den Börsengang von Thai Beverages. Der Konzern gehört zum Geschäftsimperium des Spirituosen-Barons Charoen Sirivadhanabhakdi, der in diesem Jahr vom US-Magazin Forbes als reichster Mann Thailands benannt wurde. Dessen Unternehmen braut unter anderem das im buddhistischen Land sehr beliebte Beer Chang (Elefantenbier). Das im Vergleich zu anderen Marken relativ preisgünstige und süffige Gebräu hat mittlerweile mit einem Anteil von bis zu 70 Prozent am heimischen Biermarkt den Rivalen Singha-Bier überholt. Der marktwirtschaftliche Erfolg ist der Mönchsgemeinde und den Aktivisten jedoch ziemlich egal: Die Firma auch noch an der Börse zu platzieren stelle eine „gravierende Bedrohung der Gesundheit, der sozialen Harmonie und der Ethik in der thailändischen Kultur dar“, lautete deren Botschaft.

Die öffentlichen Demonstrationen haben somit ein wahres Gezerre um den Börsengang von Thai Beverages ausgelöst: Zweimal hat die Leitung der Börse bereits ihre Entscheidung verschoben, den betreffenden Konzern zum Handel auf dem Parkett zuzulassen. Das letzte Mal auf unbestimmte Zeit. Man wolle das ohne gesellschaftlichen Druck und ohne Hast entscheiden, hieß es in einer Stellungnahme, nachdem Mitglieder des Senatskomitees für Banken- und Finanzfragen kürzlich auf eine Entscheidung gedrängt hatten. Die Proteste dürften die Geschäftsleitung von Thailands Stock Exchange dabei alles andere als glücklich stimmen. Denn man scheint durchaus erpicht, den Spirituosen-Riesen in den Kreis der börsennotierten Konzerne aufzunehmen. Finanzstarke Unternehmen gelten immerhin als Lokomotive für die Wirtschaft. Falls dem Konzern die Etablierung auf Thailands Börsenparkett versagt bleibt, so mutmaßt man, dürfte der Brauer des „Elefantenbiers“ wohl in die „Löwenstadt“ Singapur ausweichen.

Derweil ist sich die Anti-Alkohol-Liga sicher, dass die Geschäftswelt nur auf Zeit spielt. Und verweist nicht zu Unrecht darauf, dass in Thailand schon viel zu viel Spirituosen geschluckt werden. Der massive Alkoholkonsum gilt zudem als eine der Hauptursachen für die hohe Rate an tödlichen Verkehrsunfällen. Beispielsweise erklärte ein Netzwerk von Aktivisten, dass sich der durchschnittliche thailändische Bürger gut vierzehn Liter puren Alkohols pro Jahr hinter die Binde kippe. Alkoholmissbrauch sei vor allem unter weiblichen Teenagern rasant angestiegen. Sowohl die Welternährungsorganisation FAO als auch das thailändische Gesundheitsministerium listeten Thailand auf Platz fünf unter den Ländern mit dem höchsten Spirituosenkonsum – hinter Südkorea, den Bahamas, Taiwan und Bermuda.

Ob sich nun bei dem Hickhack um die Börsennotierung von Thai Beverages die hohe Politik einschalten wird, bleibt eine spannende Frage. Immerhin gilt der Spirituosen-Tycoon Charoen Sirivadhanabhakdi als enger politischer Anhänger von Premierminister Thaksin Shinawatra.

NICOLA GLASS

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen