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Peter Grohmann Fresssucht

Mit Beginn der Immobilien-, Finanz- und Systemkrise ist die Gier stark in Verruf gekommen. Schade eigentlich – sie ist doch so menschlich. Gier und Geiz sind übrigens weitgehend genetisch bedingt, liegen im Blut. Ich bin krank! Ist das nicht furchtbar? Den Vogel in dieser Sache allerdings schoss ich dennoch nicht ab, sondern die Hedgefonds. Die drohten, umgehend Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg einzulegen, wenn sie zur griechischen Misere auf ihre Forderungen verzichten müssten. Jawohl, für das Menschenrecht auf ordentliche Rendite!

Josef Ackermann freilich wird seinem Ruf nicht gerecht – denn er verzichtet, sagt er. Zu seinem Voraus-Abschied schwor der Chef dieser Tage in die laufenden Kameras, dass sich die Deutsche Bank nicht viel länger die Hände schmutzig machen will mit Landminen oder Streuobstmunition. Zurück zu Anstand und Sitte? Nichts Neues, wenn man genau hinsieht. Denn die Bank postuliert es ja selbst schon lange: „ … Nicht akzeptabel sind Gewinne, die unter Missachtung gültiger Regeln und Standards – z. B. durch Ausbeutung, Umweltzerstörung, Korruption, Wettbewerbsverzerrung – entstehen und damit der Gesellschaft und nachfolgenden Generationen schaden …“ (aus dem „Leitbild für verantwortliches Handeln in der Wirtschaft, 2010“ – Erstunterzeichner Josef Ackermann).

Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass die gute alte Deutsche Bank gemeinsam mit den anderen Geldinstituten auf Spekulationsgeschäfte im weltweiten Rohstoff-Kasino verzichtet. Denn dort gehen Papiere, die auf gute Zeiten/schlechte Zeiten setzen, weg wie warme Semmeln. Man reibt sich Hände – der Weizenpreis steigt. Oder: Mehr Hunger, mehr Rendite.

Und was ist dann mit den guten Zeiten, Gutmensch? Geduld! Die FAO, die Welternährungsorganisation, hat Anfang Februar 2012 endlich mal eine positive Nachricht auf die Ticker gelegt und die Hungersnot in Somalia offiziell für beendet erklärt! Was bin ich froh, und der hungernde Afrikaner erst! Jetzt aber sollten die Somalier ganz schnell auf eine ausgewogene Ernährung achten – sonst kommt es wieder zu den auch hierzulande bekannten Mangelerscheinungen.

Denn wir wissen: schon die Hälfte der Jugendlichen ist zu dick. Zu viel Fastfood, zu viel Rind, zu viel Fett. Fresssucht ist eine Krankheit, vielleicht auch genmanipuliert. So oder so – Stuttgart jedenfalls frisst in Somalia oder am Urwald mit, so wie wir uns auch an den Uranbergwerken in Australien gütlich tun – wärmemäßig betrachtet. Denn wenn was hier wärmt, kommt ja von nix, sondern von dort. Oder, wie man in Somalia weiß – FAO hin oder her: Wer gegessen hat, wird für den Hungrigen kein Feuer machen. Also, mach dich vom Acker, Mann!

Peter Grohmann, Kabarettist, ist Gründer des Bürgerprojekts Die AnStifter.

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