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Flieg, Vorzeigevögelchen!

Heute startet mit dem Airbus A 380 in Toulouse Europas größte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zum ersten Flug

Die Franzosen beispielsweise. Die Franzosen sind schon ganz entzückt, campen angeblich zu Tausenden vor den Pforten der Flugwerft Aéroconstellation bei Toulouse.

Damit sie auch ja nicht verpassen, wenn heute der Airbus 380-300 erstmals abhebt, wird der Start auf eine Riesenleinwand in Toulouse übertragen. Statt mit potenziell 555 Passagieren plus Crew ist das Flugzeug mit ein paar Experten und 6.000 Sensoren vollgestopft, die das Verhalten des paneuropäischen Vorzeigevogels in der freien Wildbahn beobachten sollen. Etwa 250 Millionen Euro soll der Luftbus in der Grundausstattung kosten, insgesamt wurden in seine Entwicklung zehn Milliarden Euro investiert. Wer soll das bezahlen? Fluggesellschaften. Wer hat so viel Geld? Wir Steuerzahler aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien, die das Sümmchen als Kredit vorstreckten. Zwar hagelte es Proteste aus den USA, weil der subventionierte EU-Flieger der Boeing 747 Kunden abjagen soll.

Deshalb gilt der Airbus nicht nur als Kühlerfigur auf der Motorhaube einer brummenden EU-Wirtschaft, sondern als globaler Botschafter einer europäischen Vision – mithin also als politisches Instrument mit Flügeln.

Und deshalb gesellt sich zu den technischen Superlativen auch immer der Hinweis auf die Arbeitsplätze bei Zulieferern aus Spanien (Höhenleitwerk), Frankreich (Rumpfteile), England (Flügel und Triebwerke) und Deutschland (Rumpfteile, Elektrik).

Gerne wird betont, dass von Los Angeles bis Tokio fast alle nennenswerten Flughäfen der Welt erst umbauen und aufrüsten müssen, damit der Luftbus dort landen und wieder starten kann. Nicht so wichtig scheint, dass auch der Frankfurter Flughafen mal wieder erweitern muss. Aber wer wird schon über einen gerodeten Wald weinen, wenn’s dafür eine Startbahn A(ufschwung) 380 gibt? FRA

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