: Sportliches Expansionsstreben in Köpenick
FUSSBALL Weil das Stadion An der Alten Försterei erweitert wird, sucht der 1. FC Union einen neuen Standort für sein Nachwuchsleistungszentrum. Die Skateranlage Mellow Park ist davon aber nicht mehr bedroht
Dirk Zingler freut sich über Nachwuchs. Zumindest in seiner Funktion als Präsident des 1. FC Union. „Wenn jemand aus dem eigenen Nachwuchs bei den Profis aufläuft, macht mich das glücklich und stolz“, erzählt er. In der laufenden Saison konnte sich Zingler schon über Christopher Quiring, Marcel Trapp und Steven Skrzybski freuen, die den Sprung aus dem eigenen Talentschuppen in die Aufstellung der Eisernen-Profis in der 2. Bundesliga geschafft haben.
Doch selbst jetzt, da Union im Sorglos-Terrain der Tabelle angekommen ist, wo Clubs weder Aufstiegshoffnungen hegen noch Abstiegsängste ausstehen, macht es Cheftrainer Uwe Neuhaus den Jungen nicht leicht. Auf die Frage, ob er angesichts der entspannten Situation Nachwuchsspielern verstärkt Spielpraxis bei den Profis verschaffen werde, fragt Neuhaus zurück: „Warum sollte ich!? Die sollen sich reinhängen und in die Mannschaft kämpfen.“
Die Zeiten werden nicht einfacher für die Youngster, die von Beruf Fußballer werden wollen. Auch Union steht vor einer Herausforderung – was sein Nachwuchsleistungszentrum an der Alten Försterei angeht. Im Mai sollen die Bauarbeiten an der geplanten neuen Haupttribüne des Stadions beginnen. Dadurch geht Trainingsgelände verloren. Die Profis werden dann auch jene Plätze in Anspruch nehmen, die bislang dem Nachwuchs vorbehalten sind. „Während der Bauphase müssen wir zusammenrücken“, sagt Präsident Zingler.
Zugleich hält Union Ausschau nach einem neuen Areal für sein Nachwuchsleistungszentrum. Der Club befindet sich auf Modernisierungs- und Expansionskurs. Mindestens vier Sportplätze soll der Talentschuppen haben. Immerhin gilt es, zwölf Mannschaften unterzubringen, von den unter Achtjährigen bis zu den U23-Amateuren aus der Oberliga. „Die Entscheidungen müssen 2012 vom Bezirk und uns getroffen werden“, so Zingler.
Igel verspricht Hilfe
Die Gespräche mit dem Bezirksamt Treptow-Köpenick laufen. Die Politik hat das sportliche Aushängeschild als Wirtschaftsfaktor und Identifikationsfigur ausgemacht. Bezirksbürgermeister Oliver Igel, selbst Union-Mitglied, sagte bereits seine Hilfe zu.
Denn ohne adäquate Förderung der Jugendarbeit droht Union eine Sanktionierung durch den DFB. Der Verband hat das Modell der Nachwuchsleistungszentren nach dem historischen Tiefpunkt des deutschen Fußballs um die Jahrtausendwende für die 36 Clubs der beiden Bundesligen zur Auflage erhoben. Union gehört zu den nur fünf Vereinen aus der zweithöchsten Profispielklasse, deren Nachwuchsarbeit mit zwei Sternen zertifiziert worden ist. Eine Auszeichnung, die auch einen höheren finanziellen Zuschuss durch den Liga-Verband mit sich bringt.
Mittlerweile kursieren die ersten Namen von möglichen Standorten für die Union-Fußballschule. So wird das FEZ in der Wuhlheide, in Nachbarschaft der Alten Försterei gelegen, mit dem Ernst-Thälmann-Stadion als potenzielles Ausweichgelände genannt. Aber auch die Sportanlagen Am Birkenwäldchen sowie am Bruno-Bürgel-Weg, wo Unions Amateure ihre Oberliga-Heimspiele austragen, rücken offenbar ins Visier der Planer.
Der Platz, den viele für ideal halten, spielt keine Rolle mehr in den Überlegungen: Der frühere KWO-Sportplatz gegenüber der Alten Försterei wird vom Mellow Park als Mieter benutzt. „Das Gelände hat eigentlich nie zur freien Verfügung gestanden“, erklärt Zingler. JÜRGEN SCHULZ
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