piwik no script img

ERICH RATHFELDER ÜBER SERBIENS SCHWIERIGEN WEG ZUM EU-KANDIDATENDämpfer aus Rumänien

Der Standpunkt Rumäniens hat die Außenpolitiker der EU auf dem falschen Fuß erwischt. Da hatte man starken diplomatischen Druck auf Kosovo ausgeübt, um alle Hindernisse zu beseitigen und endlich Serbien den Status eines Kandidaten der EU zu gewähren. Dass ausgerechnet Rumänien, das zu den fünf EU-Staaten gehört, die Kosovo noch nicht völkerrechtlich anerkannt haben, also als Sympathisant Serbiens galt, sich querlegt, ist da natürlich eine Überraschung.

Die Blockade eines Beitrittsaspiranten durch einen Anrainerstaat sollte eigentlich Geschichte sein. Doch die Rumänen führen jetzt ein wenig beachtetes Argument ins Feld. Es geht um die Rechte der rumänisch sprechenden Minderheit der Vlachen in Serbien. Die serbische Minderheit im Kosovo hat viele Rechte zugestanden bekommen, sie gehört zu den privilegiertesten Volksgruppen in Europa. Insofern war es abzusehen, dass die nationalen Minderheiten in Serbien selbst beginnen würden, ihre Rechte neu zu bewerten. Doch weder die Bosniaken im Sandzak noch die Albaner in Südserbien oder die Ungarn der Vojvodina haben eine derartige Rückendeckung erhalten wie die Vlachen jetzt durch den Staat Rumänien.

Dass das Drängen der proserbischen Kräfte in der EU, Serbien den Kandidatenstatus zu gewähren, einen Dämpfer erhielt, könnte jetzt die kleinlaut gewordenen Kritiker dieses Kurses Mut schöpfen lassen. Denn keine der ursprünglichen Forderungen der EU in Bezug auf die serbische Politik in Kosovo wurde substanziell eingelöst. Den aufsehenerregend starken Worten der Kanzlerin in Belgrad vor nur wenigen Monaten mit der Forderung, Serbien solle seine Ambitionen aufgeben, in das Kosovo hineinzuregieren, sind bisher keine Taten gefolgt. Rumäniens Haltung könnte die Diskussion nun wieder anfachen.

Ausland SEITE 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen