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IBM streicht bis zu 13.000 Jobs

Der US-Computerkonzern macht zwar Milliardengewinne, hat aber den Anschluss an globale Arbeitsstrukturen verpasst. Jetzt soll vor allem in Europa gespart werden

BERLIN taz ■ Der Spekulation sind Tür und Tor geöffnet: Bis zu 13.000 Stellen will der US-Computerkonzern IBM weltweit bis zum Ende des Jahres streichen, den größten Teil davon in Europa. Das gab das Unternehmen am Mittwoch bekannt. Nun fürchten die Gewerkschaften in den einzelnen Ländern, dass es dabei ihrer jeweiligen Klientel an den Kragen geht – aus den verschiedensten Gründen: In Deutschland, Frankreich und Italien bangen sie vor allem wegen der schlechten konjunkturellen Lage, während ihre britischen Kollegen auf den geringen Kündigungsschutz im Vereinigten Königreich verweisen. „Bei uns sind Leute schneller, billiger und einfacher loszuwerden als irgendwoanders in Europa“, sagte ein Sprecher der zweitgrößten Gewerkschaft Amicus.

Bei IBM, das weltweit noch 322.000 Menschen beschäftigt, lässt man diese Unsicherheit wohl bewusst bestehen – man hofft auf so genannte freiwillige Aufhebungsverträge. „Wir befinden uns in Gesprächen mit den Mitbestimmungsgremien“, war alles, was der deutsche Sprecher Peter Gerdemann gestern dazu sagte. Der Stellenabbau solle „sozialverträglich und im Sinne der Mitarbeiter“ passieren.

Klarheit haben demnach bislang nur die Standorte in Hannover und Schweinfurt, wo bereits im März die Entlassung von 250 und 330 Beschäftigten angekündigt wurde. Insgesamt arbeiten rund 25.000 Menschen in 40 Niederlassungen für IBM Deutschland. Dazu gehört unter anderem die IBM Deutschland Entwicklung GmbH in Böblingen, die mit rund 1.700 Beschäftigten das größte Entwicklungszentrum des Konzerns außerhalb der USA ist.

Die Gewerkschaft Ver.di rechnet mit einer „höheren vierstelligen Zahl“ von gefährdeten Arbeitsplätzen, bei der IG Metall geht man davon aus, dass in Deutschland bis zu 2.500 Jobs auf der Streichliste stehen.

Der deutsche Markt gehörte in den letzten Jahren zu den schwächeren Märkten des Konzerns, der 2004 immerhin einen Gewinn von 8,4 Milliarden US-Dollar verbuchte und seit dem gerade abgeschlossenen Verkauf seiner PC-Sparte verstärkt auf Server, Speichersysteme und vor allem Dienstleistungen setzt. Unter anderem wegen des schwachen Dollars gab es aber auch hierzulande eine Umsatzsteigerung. Kai Bliesener von der IG Metall Stuttgart sagte denn auch, IBM plane wohl eine „Renditesteigerung auf dem Rücken der Beschäftigten“.

IBM sieht jedoch nicht nur ein Absatz-, sondern auch ein Kostenproblem, das mit der Struktur des Konzerns zu tun hat: In der Nachkriegszeit hatte IBM in Europa größere Verwaltungseinheiten aufgebaut, die die Geschäfte vor Ort koordinierten, und diese multinationale Zusammenarbeit lange beibehalten. Die billigere Konkurrenz setzt dagegen auf globale Strukturen, bei denen die Arbeit hauptsächlich über das Internet geleistet wird. Auf diese Weise entfallen mindestens eine Hierarchieebene und viel Verwaltung und Logistik. BEATE WILLMS

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