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„Freiheit statt Pfeffersack“

Theaterstück beschäftigt sich mit Altonas Wandel

Schorsch Kamerun

■ 48, ist Theaterregisseur und Sänger der „Goldenen Zitronen“. Mit bürgerlichem Namen heißt er Thomas Sehl. Foto: Thalia

taz: Herr Kamerun, wer sind die „Verschwundenen von Altona“?

Schorsch Kamerun: Menschen, die verschwinden, weil sie sich die Umgebung nicht mehr leisten können, in der sie mal gelebt haben. Aber es verschwinden auch Freiräume. Es verschwindet so ziemlich alles, was Altona mal ausgemacht hat.

Gentrifizierung gibt es auch anderswo. Warum gerade Altona?

Ich selbst bin, als ich nach Hamburg kam, nach Ottensen gezogen. Ich kenne die Gegend gut und weiß, wie stark sie sich verändert hat. Dazu habe ich exemplarisch Menschen befragt – Menschen, die hier leben, aber auch die, die gerne herziehen würden. Die Texte dieser Interviews bringe ich auf die Bühne.

Eine Forderung lautet: „Altona muss wieder dänisch werden.“ Wie ist das gemeint?

Das ist eine Metapher. Altona galt über Jahrhunderte als Alternative zum Pfeffersacktum. Es konnte eine andere Freiheitlichkeit als Hamburg bieten. Manche Leute sehen noch heute einen Disput zum Rathaus. Ich denke aber nicht, dass Altona besser ist als beispielsweise Horn.

Wie wird aus den Bürgerstimmen ein abendfüllendes Stück?

Eigentlich ist es ein Konzert. Ich werde die Texte der Interviews singen. Schauspieler begleiten das Ganze, man kann es also auch Musiktheater nennen.

Wie sieht die Handlung aus?

Das Stück startet in einem schicken Bungalow. Diesem Zustand versuchen die Akteure zu entkommen – durch Urban Gardening, Traditionalismus und Kampfbereitschaft. Am Ende merken sie, dass individuelles Verhalten nicht ausreicht. Eine Einsicht, zu der auch wir heute gelangt sind. INTERVIEW: JDI

Ausverkaufte Premiere von „Die Verschwundenen von Altona“: 20 Uhr, Thalia-Theater, Gaußstraße. Weitere Termine: 3., 17., 22. und 23. März.

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