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Dicke Luft in Leipzig

GELD Das Waldau-Theater, das in den vergangenen fünf Jahren bereits zwei Insolvenzen erlebte, erweist sich auch für die aktuellen Betreiber als schwieriges Unternehmen

Die Kabarettisten, selbst finanziell in der Bredouille, warten seit Februar auf ihr Geld

Von Henning Bleyl

Dieter Richter ist richtig wütend. Der Leiter der Leipziger „Pfeffermühle“, eines der großen Traditionskabaretts der Republik, spricht von „Betrug“ und „Riesensauerei“. Er wolle die Öffentlichkeit „warnen“, sagt Richter – er wartet auf Geld. Das Waldau-Theater schulde ihm trotz mehrfacher Mahnung etwa 5.000 Euro für das letzte Gastspiel der Leipziger, gegeben vor vollem Haus vor einem halben Jahr.

Der Vorgang ist kein Einzelfall – weder für das „Waldau“ noch für andere Kulturinstitutionen, die immer wieder mit Liquiditätsengpässen zu tun haben. Für die „Pfeffermühle“, ihrerseits wegen eines dringend benötigten Neubaus in der Bredouille, macht das die Sache nicht besser: Bereits vor zwei Jahren habe sie ihr Geld – trotz ausverkauften Hauses – nur „nach langem Hinhalten“ in kleinen Raten bekommen. Der erste Auftritt im „neuen“ Waldau, seit 2006 im Besitz der Bremer Musical Company (BMC), sei ohnehin ein Zuschussgeschäft gewesen – laut Richter gedacht als Unterstützung der neuen Betreiber, von denen er sich jetzt im Stich gelassen fühlt.

Thomas Blaeschke, persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer der BMC, erklärt die ausstehende Zahlung mit der gerade erst zu Ende gegangenen Sommerpause – da könne so etwas „durchaus mal passieren“. Betroffen seien noch vier oder fünf weitere Gastspielgruppen, aber auch ihrerseits warte die BMC auf Geld. Anfang 2006 hatte Blaeschke das Haus für einen ungenannten Preis erworben. Zuvor war zunächst das „alte“ Waldau unter der Intendanz von Michael Derda vor die Wand gefahren, dann schlitterte auch der private Betreiber Klaus Marth in den Konkurs.

Blaeschke, moralisch gestärkt durch einen Besuch des Kulturstaatsministers vor sechs Wochen, blickt trotzdem „optimistisch“ in die Zukunft und verweist auf zahlreiche errungene Preise sowie die Unterstützung der Sparkasse – sie hatte den Erwerb des Gebäudes finanziert. Zwar ist das Haus weit entfernt von den 150.000 Zuschauern, die das Waldau früher hatte. Mit einer Verbesserung von 52.000 verkauften Tickets in seiner ersten auf 80.000 in der vergangenen Spielzeit sieht sich Blaeschke aber auf einem guten Weg. Eine wichtige Einnahmequelle der BMC sind Gastspiele, auch im speziellen Segment der Bundeswehr-Freizeitgestaltung – inklusive einiger Auftritte in Afghanistan, zuvor auf dem Balkan.

Mit der riesigen Immobilie an der Waller Heerstraße hat sich die BMC freilich einen besonders dicken Klotz ans Bein gebunden: Der verwinkelte 50er- Jahre-Bau, das drittgrößte Theater der Stadt, ist ein energiefressender Sanierungskandidat. Früher wurde es mit 710.000 Euro pro Jahr aus dem Kulturhaushalt alimentiert, die BMC hingegen bekommt nur punktuelle Projektzuschüsse. Auch in Zukunft ist laut Kulturressort keine institutionelle Förderung vorgesehen.

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