pressschlag: Echt clever, dass Schalke, Stuttgart und Hertha so blöd sind
Die Bundesligaspitze will nicht in die Champions League
„Blöd!“, hat Matthias Sammer am Samstag um kurz nach Viertel nach fünf gesagt – und damit nicht etwa die Zeitung mit den großen Buchstaben gemeint, sondern die engsten Konkurrenten. Solcherlei jedenfalls konnte aus dem vollständigen Satz des Sammers geschlossen werden, der da lautete. „Die sind genauso blöd wie wir!“ Eine Beurteilung übrigens, die ausdrücklich „die anderen Mannschaften, die oben stehen“, treffen sollte (mit Ausnahme der Bayern natürlich), zuvorderst jene aus Schalke und Berlin, am Rande wohl aber auch die Hamburger sowie Bremer. In der Tat stellten bzw. stellen sich die in ihrem Streben, ins internationale Geschäft (um nicht zu sagen: in die Champions League) zu kommen, seit Wochen ziemlich, nun ja, blöd an, und so richtig ein Grund hierfür konnte bislang noch nicht ermittelt werden. Mal wurden von den handelnden Personen die so kurz vor Saisonende entleerten Kraftdepots ins Feld geführt, dann wieder die von einer satten Portion Angst gefüllten Hosen. Was immer es auch sei: Es hat zu einer nahezu absurden Welle des Versagens ausgerechnet jener Klubs geführt, die per Tabelle immer noch Bundesligaspitze darstellen. Auf Schalke zum Beispiel hat sich all das in jämmerlichen sieben Punkten aus den letzten acht Spielen niedergeschlagen, weshalb der Satz des Sammers durchaus auch der Satz des Knappen-Trainers Ralf Rangnick sein könnte.
Wie dem auch sei: Allemal ins Kalkül gezogen werden muss mittlerweile, dass der Satz, egal wessen er auch immer ist, so gar nicht dem Empfinden jener entspricht, die ihn gesagt haben, sondern nichts anderes darstellt als eine Finte, und zwar der übleren Art. Vielleicht – dieser Eindruck hat sich in den letzten Spieltagen jedenfalls verfestigt – wollen Schalke und Stuttgart und Hertha gar nicht in der Champions League spielen. Was einerseits traurig wäre, andererseits aus Sicht von Spielern und Trainern auch wiederum verständlich: In der Champions League mag es zwar durchaus das ein oder andere Milliönchen mehr zu verdienen geben, noch mehr aber warten dort auf deutsche Klubs (die Bayern erneut ausgenommen), das hat die jüngste Vergangenheit gezeigt, Niederlagen. Die wiederum erzeugen Frust und Ärger, vor allem aber das unschöne Gefühl, gar kein Spitzenfußballer in einem Spitzenklub zu sein, jedenfalls außerhalb der Bundesliga. Das braucht nun wirklich kein Mensch, noch nicht einmal ein Rangnick oder Sammer, die, wenn es ganz dumm kommt, am Ende auch noch ihren Kopf hinhalten müssen für die ganze Champions-League-Kacke. Deshalb kann es manchmal ganz angebracht sein, das ein oder andere Bundesligaspiel zu verlieren. Blöd dabei ist nur, dass die anderen genauso clever sind. FRANK KETTERER
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