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Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Die Bastelanleitung zum Selbermachen: „Mein Projekt ist einfach zu beschreiben. Es ist ein Stück Musik, intermedial formal und im Detail … es nutzt als Klangquellen nur Sounds, welche in der Luft liegen im Moment der Performance, eingefangen durch Kommunikations- und Telekommunikationstechniken und anstelle von Musikinstrumenten eine Vielzahl von Haushaltsgeräten und Frequenzgeneratoren … dies zusammen generiert eine Situation, die grundsätzlich nicht planbar ist.“ So hat sich das John Cage gedacht, für sein Stück „Variations VII“, das man mit dieser wirklich recht offen gehaltenen Partitur gut daheim nachstellen oder am heutigen Freitag im Radialsystem hören kann, was ausgefuchste Profis aus den Vorgaben herausholen. Nämlich die Musiker von Zoviet France, dieser apokryphen britischen Industrial-Band, die sich mit dem Gameboy-Artisten Matt Ward (möglicherweise bekannt von Stock, Hausen and Walkman) und dem Klangtheoretiker Atau Tanaka ans Werk machen. Zum Einsatz kommen jede Menge Radios, Fernseher und offene Telefonleitungen, über die dann zum Beispiel das Geschehen aus dem Hundezwinger des Berliner Tierheims oder einem Restaurant in Mitte ins Radialsystem geholt werden für diese Version von „Variations VII“. Die Konzertperformance ist Teil der Sommercamp + Workstation, einem Labor für Kunst und Medien, dessen weiteren Workshop-Ergebnisse am Samstag und Sonntag (16–22 Uhr) im Haus der Kulturen der Welt präsentiert werden. Hier Eintritt frei. Und mit Tortoise, Hauptkapelle des Post-Rock, hat man noch mehr Collagenmusik. Wobei diese Band jedoch ihre aus den unterschiedlichsten Genres geklaubten Versatzstücke erst mal von allen Posen befreit und sie streng und schön nach allein musikalischen Kriterien organisiert. Am Dienstag im Columbia-Club.

■ Variations VII: Radialsystem, Fr., 21.30 Uhr. 10/8 €

■ Tortoise: Columbia-Club, Di., 21 Uhr. VVK: 20 €

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