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POSTPUNK-KONZENTRATIONBemerkenswert schmucklos

Gertenschlanke, streng auf Allernötigstes reduzierte und immer hochkonzentriert vorgetragene Postpunk-Lektionen: Da haben sich Tobin Prinz (Drums, Gitarre) und Suzi (Bass, Drums) alias Prinzhorn Dance School einiges abgeschaut bei den Thatcherismus-Verächtern und ewigen Postpunk-Helden Gang of Four: Die pfiffen auf maskuline Gitarrensoli und ließen die „Antisoli“-Lücken stehen, ein kalter, klarer, architektonischer Sound unter Verzicht auf die instrumentellen Hierarchien des Rock. Bassläufe wie auf den Boden geworfene Flummis, scharf konturierte Gitarrenlicks und minimale -Hooklines, ein metronomartig gespieltes Kickdrum-Schlagzeug. Wer möchte, kann im lässigen Stakkato-Sprechgesang Tobins Mark E. Smith von The Fall, im melodischeren Duettgesang der beiden die allzu früh aufgelösten Young Marble Giants wiedererkennen. Alles retro, oder was? Aber sicher. Und doch ist Prinzhorn Dance Schools‘ zweites Album „Clay Class“ was Besonderes, denn so konsequent wie die beiden haben sich nur wenige Musiker der letzten Dekade am Sound ihrer Vorbilder orientiert. Es ist ein bemerkenswert schmuckloser Sound, vollständig frei von ornamentalem Gedöns und inflationärem Verdichtungszauber. Damit stehen Prinzhorn Dance School in einsamer Nähe zu Joe Lally, Edie Sedgwick und Barr – Musiker die hierzulande relativ unbekannt sind und die sich seit vielen Jahren am Prinzip „Rock“-Verschlankung abarbeiten. Nicht zuletzt, um Rock, diesem breitbeinigen Männerklischee, ein bisschen vors Schienbein zu treten. Den Begriff des Politischen etwas weiter gefasst, darf man Prinzhorn Dance School als politische Band betrachten. MICHAEL SAAGER

■ Mo, 26. 3., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30

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