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Neues Album von Levin Goes LightlyLevin goes Amour fou

Das unterschätzte Stuttgarter Indiepopprojekt Levin Goes Lightly und sein neues Album „Numb“ formt große Gefühle zu magischen Songmomenten.

Ist ein echtes Highlight: Levin Stadler Foto: Marina Monaco

Levin Stadler hat es nicht leicht. Seit über zehn Jahren liefert der in Stuttgart beheimatete bayerische Künstler ein spitzenmäßiges Album nach dem nächsten ab – mit dem Neuling „Numb“ sind es derer bereits fünf –, doch die deutsche Pop-Öffentlichkeit schafft es in geübter Bräsigkeit, den androgynen, campen Chic Stadlers unter seinem Alias Levin Goes Lightly zu ignorieren.

Dabei zeigt die mittlerweile zur Gruppe aus Stadler, Paul Schwarz (Drums) und Thomas Zehnle (Gitarre) gewachsene Kombo Levin Goes Lightly auch auf ihrem neuen Album, das gerade beim Hamburger Indielabel Tapete erschienen ist, was sie so wunderbar eigensinnig in der hiesigen Poplandschaft aussehen lässt.

Songs, die klingen, als wären die frühen, lustvollen Depeche Mode und A Flock of Seagulls in die Kiste gesprungen; Texte wiederum, die von einem leidenschaftsvollen Begehren berichten, das sich nicht in „Ich liebe dich, du liebst mich nicht“-Dada erschöpft, sondern Höhen und Tiefen einer Amour fou beschreibt, einer verrückten Liebe, die verzehrend und auch schmerzvoll ist.

Gewaltige Lust

Ja, in solch Momenten scheinen die Artschoolbriten Roxy Music durch den illustren Nebel in Synthwave-Disco-Farben durch. „Numb“, genauso wie seine Vorgänger „Nackt“ und „Rot“, fühlt sich an wie das Konzentrat dessen, was die besten Filme des italienischen Regisseurs Luca Guadagnino ausmacht: eine Lust, so gewaltig, dass nicht nur der bloße Gedanken – und ein paar Fingerübungen – zum Orgasmus führen, sondern eine, in der man komplett in der angebeteten Person aufgeht.

Levin Goes Lightly

Levin Goes Lightly: „Numb“ (Tapete/Indigo) Live: 9. 11. 2024, Monarch, Berlin, 16. 11. 2024, Slow Club, Freiburg, 22. 11. 2024, Forum, Mannheim, die Tour wird im Dezember fortgesetzt.

Der 35-jährige Levin Stadler braucht sich deswegen auch gar nicht erst in klaren Geschlechtszuschreibungen, weder beim „Ich“ noch beim „Du“, zu verheddern, sondern vertraut klugerweise darauf, dass dieses menschliche Begehren blind ob allzu schlichter Binaritäten und Normen ist.

Unterdessen hat Levin Goes Lightly Anpassungen über die letzten Jahre durchgeführt: Nach ersten Erfolgen, unter anderem als Vorgruppe für die damals allmählich durchstartenden Grungenoiser von Die Nerven, und anerkennenden Worten vom US-Altmeister Iggy Pop in dessen Sendung beim britischen Radiosender BBC, wechselte der antizyklisch-denkende Stadler auf Deutsch als bevorzugte Text- und Gesangssprache.

Ekstatische Kompositionen

Das erschwerte zwar die internationale Vermarktbarkeit, ermöglichte gleichzeitig eine Verdichtung der Sprache – weg von David-Bowie-Songwriting, hin zu jenem ekstatischen Komponieren, das ihn zwischen den glatten Jüngelchen des Indiepop hervorhebt.

Dass es sich dabei nicht um ein Dogma handelt, bewies er mit dem Album „Rot“, auf dem er lukullisch „Knowing Me, Knowing You“ von ABBA coverte. Wo wir bei einem neuen Problem für Levin Stadler sind, denn: Der bereits beim euphorischen ABBA-Cover präsentierte Stil ließe sich leicht mit jener Geschmacksverirrung verwechseln, die dieser Tage als Neue Neue Deutsche Welle ihr Unwesen in Charts und großen Hallen treibt.

Als wäre deren erste Inkarnation nicht schon fad und stillos genug gewesen, verirren sich erneut Leute in diese schrecklich biederen Konzerten. Levin Goes Lightlys Song „Allein“ vom neuen Album klingt indes nach dem hierzulande unerreichten Pop von New Order und den Pet Shop Boys und eben nicht nach Schlagerfuzzis wie Markus oder Frl. Menke.

Das neue Levin Goes Lightly Album „Numb“ ist mit seinen ganzen Referenzen, die von Stadler im Übrigen erfrischenderweise umarmt, statt peinlich abgelehnt werden, ein ganz großes Pop-Highlight aus Deutschland. Damit macht man es sich vielleicht nicht immer leicht, dafür reagieren jene, die sich darauf einlassen, umso leidenschaftlicher.

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1 Kommentar

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  • Also ich bin ja großer Post-Punk-Fan und höre sehr gerne auch deutsche Künstler. Aufgrund des Artikels hier habe ich mir das Album mal bewusst angehört, aber ich kann damit nicht viel anfangen. Musikalisch gehobenes Mittelmaß, alles mit viel Hall weichgespült, insgesamt gepflegte Langeweile. Die Vergleiche mit den Größen des Genres sind nicht angemessen. "Fleck" kann man allerdings hervorheben, das hat was, wenn nur dieser schwammige Sound nicht wäre!