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10.000 gegen Thompson

Die BBC wird bestreikt – und muss das Fernseh-Material über den Streik bei der Konkurrenz kaufen

DUBLIN taz ■ Die BBC ist gestern durch einen Streik weitgehend lahm gelegt worden. Mehr als 10.000 Journalisten, Produzenten und Techniker erschienen nicht zur Arbeit, um gegen die größte Entlassungswelle bei dem öffentlich-rechtlichen britischen Sender zu protestieren. Generaldirektor Mark Thompson will rund 4.000 Stellen streichen – ein Fünftel der Belegschaft. Außerdem soll das Budget sämtlicher Abteilungen um 15 Prozent gekürzt werden. Die Einsparungen von 355 Millionen Pfund will Thompson in den kommenden drei Jahren in BBC-Eigenproduktionen investieren.

Vor allem die Nachrichten und die Magazinsendungen waren von dem Streik betroffen. Man fühlte sich in die Kindertage des Fernsehens zurückversetzt: ein Nachrichtensprecher, ein Schreibtisch, eine Kamera, und nach fünf Minuten war alles vorbei. Filmbeiträge gab es nicht, da die meisten Kameraleute am Streik teilnahmen. Radio BBC 4 und BBC 5 erging es nicht besser: Sie sendeten den ganzen Tag Musik vom Band, zu jeder vollen Stunde las ein Manager Kurznachrichten. Noch kurioser: Die BBC konnte nicht mal über den Streik anständig berichten, weil die Gewerkschafter nicht mit den wenigen BBC-Teams, die noch im Einsatz waren, sprechen wollten. So musste der Sender das Material über den Streik im eigenen Haus bei der Konkurrenz einkaufen.

Die Streikenden fordern ein dreimonatiges Moratorium für die Haushaltskürzungen sowie Verhandlungen über die Stellenstreichungen. Thompson schickte am Wochenende eine E-Mail an die Angestellten, in der er sich zu Gesprächen mit der Gewerkschaft „zum frühestmöglichen Zeitpunkt“ bereit erklärte. Der Streik ging um Mitternacht zu Ende. Falls Thompson nicht einlenkt, wird der Arbeitskampf nächste Woche ausgeweitet: Dann ruht die BBC für 48 Stunden. RALF SOTSCHECK

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