piwik no script img

US-Wahl in den sozialen MedienDie Schlammschlacht

Der US-Wahlkampf wurde auch im Netz ausgetragen, inclusive Betrugsvorwürfe. Trump-Unterstützer Elon Musk meldete Rekordzugriffe auf seiner Plattform X.

Elon Musk bei einer Wahlkampfveranstaltung von Trump in New York am 5. November Foto: Evan Vucci/ap/dpa

Berlin taz | Rund um die US-Präsidenschaftswahlen am Dienstag ging es in den sozialen Medien heiß her. Vor allem der republikanische Kandidat Donald Trump wetterte gegen seine Kontrahentin Kamala Harris und die Demokraten. Auch die Web-Prominenz von A bis Z sowie der Rest des Internets hielten sich nicht zurück in der Schlammschlacht.

Trumps Wahlkampfteam rief seine An­hän­ge­r*in­nen auf der Plattform X dazu auf, „Wahlbetrug“ zu melden. In einem Post heißt es „Wenn ihr etwas seht, sagt etwas: Meldet Wahlbetrug“. Trump selbst hatte in den vergangenen Wochen immer wieder Wahlbetrugsängste geschürt. Zuvor kursierten Videos von nicht funktionstüchtigen Wahlmaschinen. Diese stellten sich jedoch als Fälschungen heraus.

Am Dienstagabend hiesiger Zeit wurden die Vorwürfe des Ex-Präsidenten dann konkreter: „Viel Gerede über massiven Betrug in Philadelphia. Die Strafverfolgung ist unterwegs“, schrieb er auf seinem eigenen Kurznachrichtendienst Truth Social. Keine Überraschung, antworten einige Nutzer*innen. Denn im Swing State Pennsylvania begann es kurzzeitig schlecht auszusehen für Trump. Inzwischen ist klar, dass Trump Pennsylvania für sich gewinnen konnte. Seth Bluestein, City Commissioner von Philadelphia, widersprach Trumps Darstellung scharf, an den Vorwürfen sei „absolut nichts dran“.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Auch die berüchtigte Trump-Influencerin Laura Loomer sparte nicht mit dem Vorwurf des Wahlbetrugs. Sie beschuldigte den demokratischen Ex-Präsidenten Barack Obama, mit den Demokraten die Wahl stehlen zu wollen. Der hatte angemerkt, dass es zuletzt 2020 mehrere Tage gedauert hätte, alle Stimmzettel auszuzählen und es daher sehr unwahrscheinlich sei, dass ein Ergebnis noch in der Nacht feststehe. Loomer und andere Trump-Vertraute hatten zuvor mehrfach die lange Auszähldauer als verdächtig bezeichnet.

Von der Gegenseite fielen die Vorwürfe deutlich subtiler aus. Ein X-Nutzer schreibt als Antwort auf Trumps frühere Ankündigung, „illegal Wählende“ hinter Gitter zu bringen: „Wenn ihr legal wählt, kommt ER hinter Gitter“, eine Anspielung auf die laufenden Prozesse gegen Trump. Der Nutzer Alex Cole fand hingegen schärfere Worte. Er postete ein Video von zwei jungen Männern, die in ihrem Auto gutgelaunt einen Rap-Song mit dem Text „F*** Donald Trump“ hören.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Feuerwerk von Elon Musk für Trump

Der demokratische Politiker Jamie Raskin mahnte an, ihm seien Aussagen in den Mund gelegt worden, die er nicht getätigt habe. Zuvor hatte der X-User Larry Jones Junior ein Bild von Raskin mit einem vermeintlichen Zitat gepostet. Raskin solle gesagt haben: „Wir werden die Wahl nicht zertifizieren. Er mag gewinnen, aber wir werden sicherstellen, dass er keinen Fuß ins Oval Office setzt.“ Die Angaben ließen sich bisher nicht überprüfen.

Besonderes Aufsehen erregte, wenig überraschend, X-Chef Elon Musk. Der hatte als Gast bei Podcaster Joe Rogan am Montagabend abermals seine Unterstützung für Trump bekräftigt. Er sagte: „Wenn wir nicht Trump wählen, denke ich, dass wir die Demokratie in diesem Land verlieren werden.“ Auf Youtube wurde die Episode von Rogans Podcast inzwischen mehr als 12 Millionen Mal angeschaut. Rogans zugehöriger Tweet vom Dienstag, in dem er ebenfalls seine Unterstützung für den Republikaner zum Ausdruck brachte, kam sogar auf über 45 Millionen Views.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Musk ist einer der aktivsten Unterstützer Donald Trumps. Er postet auf seiner Plattform in hoher Frequenz politische Nachrichten, vor allem zugunsten Trumps. Der NGO Center for Countering Digital Hate (CCDH) zufolge erreichten Musks Posts seit Juli dieses Jahres rund 17,1 Milliarden Views – mehr als doppelt so viel wie alle US-Wahlkampfanzeigen („political campaining ads“) auf X im gleichen Zeitraum zusammen. Anzeigen mit dieser Reichweite hätten laut der Organisation einen Gegenwert von rund 24 Millionen US-Dollar. Musk selbst zufolge erreichten die Nutzungszahlen auf X am Wahltag Rekordwerte.

Absurde Karikaturen über Musk, Rogan und Trump

Welchen Einfluss auf die Wahl Musk und Rogan von ihren Fans zugesprochen wird, zeigt auch auf einer verstörenden Karikatur, die im Netz kursiert. Diese zeigt einen muskelbepackten, oberkörperfreien Musk, der einen kleineren Rogan auf seinen Schultern trägt, welcher wiederum ein Baby mit den Zügen Donald Trumps gen Himmel hält.

Die Demokratin Kamala Harris stimmte zuletzt mildere Töne als ihr Kontrahent an. Sie rief ihre Un­ter­stüt­ze­r*in­nen auf, wählen zu gehen und in der Schlange zu bleiben, auch wenn die Wahllokale schließen, um von ihrem Recht Gebrauch zu machen. Sängerin Beyoncé Knowles drückte auf Instagram ihre Unterstützung für die demokratische Kandidatin aus und zeigte sich mit Harris-Shirt.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ein besonders trauriges Beispiel für den politischen Diskurs in den USA lieferte der Podcaster Joey Mannarino mit einer halben Million Fol­lo­wer*­in­nen auf X. Er hatte vor der Wahl angekündigt, sich vor laufender Kamera zu kastrieren, sollte Kamala Harris den Bundeststaat Iowa gewinnen, so sicher sei er, dass dies nicht passieren werde. Eine Umfrage hatte Harris dort kurz vor der Wahl in Führung gesehen. Nun ging der traditionell republikanische Staat an Trump – Glück für Mannarino und die Netzcommunity.

In Deutschland ging es, auch abseits des Internets, etwas heiterer zu: „Tagesthemen“-Sprecher Ingo Zamperoni versprach sich während eines Interviews und nannte Donald Trump beinahe Donald Duck. Dafür erhielt er großen Beifall im Netz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Was hier leider nicht verstanden wird, besonders bei Lesern der taz, dass in den USA, Menschen wie Trump oder Musk, gerade wegen! ihres Geldes bewundert werden und ohne Zweifel auch als Vorbild für manche dienen. Kann man/frau gut finden ich allerdings nicht.



    Auch wird hier gerne vergessen, dass viele Amerikaner nicht zwischen Sozialstaat und Kommunismus unterscheiden können.

  • Geld regiert die Welt. (ein Grundprinzip und Ziel der Neoliberalismus / Kapitalismus)

    Die Republikaner in Pakt mit dem reichsten Mann der Welt mit dem größten Propagandaportal der Welt und ggf. noch mit Schattenunterstützung aus weiteren Superreiche Antidemokraten dieser Welt muss doch zum Erfolg führen. So gesehen ist es doch eher ein Wunder, dass die Republikaner nicht noch mehr Stimmen bekommen haben.

    Bekanntlich funktioniert Werbung und Propaganda für Softdrinks und Turnschuhe, offenbar so auch für Ideologien.

    Wir (die Menschen) brauchen dringend einen echten öffentlichen "Raum" (= Plattform) in den sozialen Medien. Dieser Raum darf dann logischer wiese nicht in den Händen von einer offen parteiischen superreichen Privatperson liegen. Könnte UN da eine Rolle spielen ?

    • @Nilsson Samuelsson:

      Könnte UN da eine Rolle spielen ? Klar die könnte z.B. Putin dazu auffordern sich nicht mit seiner Troll-Armee in westliche Wahlkämpfe einzumischen.



      Ob Russland das dann interessiert, sein dahingestellt.

  • Das Ergebnis der US amerikanischen Wahlen ist empörend! Wir haben da etwas anderes erwartet!

    Deutschland und die EU müssen hart reagieren, am besten mit einem totalen Energieexport- und Energieimportembargo innerhalb von 24 Stunden!

    • @Hans im Glück:

      Ja leider kocht die Deutsche Volksseele immer, wenn in anderen Ländern, nicht der eigene Wunschkandidat gewinnt.

  • Ingo Zamperoni muss sich mehr konzentrieren. Donald Duck mit Trump zu verwechseln geht gar nicht. Da gehen alle Donaldisten auf die Barrikaden.