Fußballerinnen des Hamburger SV: Das Oberhaus wartet schon
Im Topspiel der Zweiten Bundesliga erkämpfen sich die Frauen des Hamburger SV ein Unentschieden gegen Nürnberg. Der Aufstiegsplatz rückt damit näher.
Umso erstaunlicher, dass Dana Celine Marquardt in der 79. Minute der Partie auf dem Nebenplatz im Schatten des Volksparkstadions plötzlich den Ball zum 1:1-Endstand ins Tor der Nürnbergerinnen köpfte – und die Hamburgerinnen damit im Aufstiegskampf in die Erste Bundesliga hielt. Auch in der zweiten Saison in der zweithöchsten Liga spielt der HSV damit wieder um den Aufstieg mit. Und das – nach der guten Leistung gegen Nürnberg – völlig zu Recht.
Als Aufsteiger aus Liga 3 mischte der HSV schon vergangene Saison oben mit. Lange kämpfte man um die Tabellenspitze, erst im Lauf der Rückrunde kam der Einbruch. Am Ende landete man mit nur vier Punkten Rückstand auf den aufsteigenden Zweitplatzierten aus Jena einen guten vierten Tabellenplatz.
Wollen nichts mehr liegenlassen
Auf diesem vierten Platz standen die HSV-Frauen nun auch vor dem Spiel gegen Nürnberg. „Zu Beginn der Saison haben wir in manchen Spielen Punkte liegen gelassen, das hat uns natürlich geärgert“, sagte vor der Partie gegen Nürnberg HSV-Managerin Saskia Breuer – zwei der ersten vier Partien gingen verloren. Aber das Team hat sich seither stabilisiert. „Die Entwicklung ist ganz klar positiv.“ Das gilt besonders für die Hamburger Defensive: Vier Spiele in Folge kassierte der HSV kein Gegentor.
Doch gerade die viel gelobte Defensive sorgte in der Anfangsphase gegen Nürnberg für trübe Aussichten: Gleich drei aufeinanderfolgende Unachtsamkeiten sorgten dafür, dass Nürnberg in der 13. Minute durch Medina Desic in Führung ging. Erst nach 20 Minuten wurde der HSV besser und begann, die Nürnbergerinnen unter Druck zu setzen. Trotz des Dauerregens, der den Rasen immer schwieriger zu bespielen machte, entwickelte sich so ein rasantes Spitzenspiel, in dem der HSV den Gästen aus Nürnberg phasenweise überlegen war.
Das lag nicht zuletzt an einem der größten Talente des deutschen Frauenfußballs: Gegen die Schnelligkeit der gerade einmal 17-jährigen Lisa Baum hatte Nürnberg immer wieder Probleme. Mit dem Selbstbewusstsein, eine Woche zuvor Doppeltorschützin beim 3:0-Sieg gegen Ingolstadt gewesen zu sein, zog Baum immer wieder gefährlich in den Nürnberger Strafraum und hatte mehrfach gute Torchancen.
Schon seit zwei Jahren spielt Baum bei den Erwachsenen mit; auch wenn sie erst kommende Woche volljährig wird, nahm sie im Sommer schon an der U20-Weltmeisterschaft in Kolumbien teil. Erst im Viertelfinale unterlag sie dort mit der deutschen Nationalmannschaft unglücklich im Elfmeterschießen gegen die USA.
Aufstiegschancen sind da
„Wenn wir auch eine ordentliche Rückrunde hinlegen, ist noch vieles möglich“, schätzt Baum die Aufstiegschancen ihres Teams kurz vor der Winterpause ein. Tatsächlich stehen für den HSV in dieser Saison die Chancen, noch auf einen Aufstiegsplatz zu kommen, besser als zuvor: Statt zwei können diesmal drei Teams in die Erste Bundesliga aufsteigen, weil der Deutsche Fußball-Bund die Liga von aktuell 12 auf 14 Teams aufstockt.
Lisa Baum, HSV-Stürmerin
Mit dem Punktgewinn gegen Nürnberg konnten die Hamburgerinnen den vierten Tabellenplatz verteidigen, die Aufstiegsplätze sind weiter in greifbarer Nähe. Der Vorsprung des Tabellendritten VfL Bochum ist am Sonntag durch dessen überraschende Niederlage gegen SV Meppen sogar auf zwei Punkte geschmolzen.
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