herzensort: Der Geruch von alten Büchern
Umgeben von alten Reisekoffern, Schreibmaschinen und einer Menge Büchern vergesse ich die Zeit. An den Wänden hängen Porträts lateinamerikanischer Künstler*innen. Der Schriftsteller Julio Cortázar in seiner Wohnung in Paris, zum Beispiel. Oder der Komponist Astor Piazzolla mit geschlossenen Augen und seinem Bandoneon auf dem Schoß.
Frisch und dunkel an heißen Nachmittagen, heimelig bei kalt-ungemütlichem Wetter ist es im Keller der hispanischen Buchhandlung in Berlin-Kreuzberg. Den Geruch von alten Büchern in der Nase lese ich erste Sätze und Klappentexte, schlage Romane zufällig auf, entdecke Gedichte wieder, die ich auswendig kannte.
Die Ladenbesitzerin bleibt im Erdgeschoss bei den neuen Büchern – von dort blickt man auf den Teich im Hinterhof. Sie kommt nie runter und fragt „Alles okay?“, aber ich weiß, dass ich mich lange mit ihr unterhalten kann, wenn ich es möchte. Über Klassiker und Neuerscheinungen, über Argentinien, wo wir beide geboren sind, oder über dies und das. Bei ihr verfliegen unbemerkt die Stunden.
Luciana Ferrando
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