piwik no script img

Im Keller des Chefs

Die Gruselgeschichte zu Halloween jetzt endlich zum Ausschneiden und Einheften!

Hallowiengoodbyberlinfoto: dpa

Ein wenig makaber war das schon, dachte Naim Kassim an diesem verhängnisvollen Morgen. Gerade erst die Karriereleiter hinaufgefallen, wurde ihm zum Geschäftsstart als neuer Chef ein Target-T-Shirt mit der berühmten Zielscheibe drauf geschenkt. Und über diesen Satz „Wo er sich aktuell aufhält, ist unklar“, den die Welt der Nachrichtenagenturen in die Welt außerhalb der Nachrichtenagenturen blies, konnte Naim Kassim auch nur blöde lachen. „Mir ist oft genug selber unklar, wo ich mich aufhalte“, dachte er, „nur ganz anderen Leuten leider nicht.“ Naim Kassim, der Zeit seines Lebens so einen schönen Namen getragen hat, hatte sich sehr lange sehr sicher gefühlt, doch nun war es passiert. Und als ob das nicht alles wäre, grinste ihn eines Abends ein riesengroßer Kürbis aus seinem Laptop-Bildschirm heraus an. Naim Kassim, den der Kreis der Waisen „Naim, der Naive“ oder „Kassier-Kassim“ nannte wegen seiner Verstrickungen in unterirdische Bankgeschäfte, sah auf den Kalender: Nur noch 1 Tag bis Halloween! Nur noch 1 Tag bis der Endgrusel über die Erde kam! Nur noch 1 Tag bis Kinder an seiner Tür klingeln, singeln und lacheln und mit sämtlichen Schokoriegelvorräten wieder abdampfen würden! Scheiß amerikanischer Kulturimperialismus! Aber so war eben die Welt! Sie war in der Hand von Snickers und Mars! Da kam ihm eine Idee: Hatte er nicht noch die Kostüme vom letzten Jahr im Keller? Naim Kassim ging vorsichtig die Holztreppe in den fiesen, dunklen Keller hinab. Die Treppe knarrte as hell. Als Kassim sein Gewicht verlagerte, erbebte das gesamte Haus. Kassim ließ vor Schreck den Koran fallen. Der ganze Kellerboden bewegte sich. Er schnappte sich das lustige Clownskostüm und wollte über die Stufen zurück ins Haus rennen, fiel aber über einen Dornbusch. „Aua!“, rief er und rieb sich den Po beim Aufstehen, „Wo kommt der denn her?“ Ein unheimliches Gefühl breitete sich in der Luft aus. Es wurde kalt. Dann ein lautes Poltern. Es kam aus dem Erdgeschoss. Naim Kassim blieb beinahe das Herz stehen. Wann hatte das alles endlich ein Ende?

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen