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Osman Engin Alles getürktEminanim, die geborene Fußballreporterin

Die zweitgrößte Nervensäge des Mittleren Orients – das ist meine Frau Eminanim – müsste jeden Moment ins Zimmer stürmen. In der Hinsicht ist sie ungleich talentierter als der lahmarschige Sturm des SV Werder Bremen. Als in der 13. Minute der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt zeigt, zieht auch Eminanim von der rechten Außenbahn leichtfüßig in den Strafraum.

„Osman, du hörst mir ja wieder nicht zu. Du schaust nur diesen blöden Ball“, brüllt sie. Dabei gucke ich doch nur Champions League und die 1. Bundesliga. Und die 1. Liga von Italien, England, Türkei, Spanien, Frankreich und Holland.

„Eminanim, geh da sofort weg. Jetzt kommt der Elfmeter!“

„Elfmeter! Allein wenn ich das schon höre! Warum gerade elf Meter? Hätten es zehn Meter nicht auch getan? Die billige Absicht, die dahintersteckt, ist doch so was von durchschaubar: Damit sich das saublöde Spiel wenigstens ein bisschen durchdacht und irgendwie wichtig anhört“, versucht sie mir meinen Fußball zu vermiesen.

„Ein bisschen durchdacht, sagst du? Soll ich dir mal verraten wie durchdacht das Ganze ist? In Wirklichkeit beträgt die Entfernung des Strafstoßpunktes zum Tor genau 10 Meter, 97 Zentimeter und 28 Millimeter. Und das Tor selbst muss von der Unterkante der Querlatte bis zum Boden exakt 2,44 Meter hoch sein. Der Abstand zwischen den Innenkanten der Pfosten beträgt genau 7,32 Meter. Das alles wurde vor mehr als hundert Jahren entsprechend der menschlichen Anatomie und des Reaktionsvermögens höchst wissenschaftlich konzipiert.“

„Ach, hör doch auf! Dieses Spiel ist genauso dumm, wie die Reporter, die darüber quatschen“, brüllt sie und schnappt sich eine Banane als Mikrofon.

„Meine lieben Damen und Herren an den Bildschirmen. Es steht im Augenblick 1:1, aber es hätte auch umgekehrt lauten können. Die Schweden sind keine Holländer – das hat man heute ganz genau gesehen. Die Achillesferse von Müller ist die rechte Schulter. Das da vorn, was aussieht wie eine Klobürste, ist Valderrama.“

privat

Osman Engin

ist Satiriker in Bremen. Zu hören gibt es seine Kolumnen unter www.youtube.com/@osmanengin1916. Sein Longseller ist der Krimi „Tote essen keinen Döner“ (dtv).

In dem Moment klingelt es an der Tür. Neugierig machen wir auf.

„Liebe Frau Engin, ich bin der Leiter des hiesigen Bürgerfernsehens. Ab nächsten Monat wollen wir alle Fußballspiele der Regionalliga live übertragen. Durch das offene Fenster wurde ich eben auf der Straße auf wunderbare Art und Weise Zeuge, dass Sie all diese tollen klassischen Sprüche, die ein guter Fußballreporter in seinem Repertoire haben sollte, aus dem Effeff beherrschen. Ich würde Sie sehr gerne als Haupt-Kommentatorin einstellen. Wir sind aber knapp bei Kasse und können leider kein angemessenes Honorar bezahlen.“

Diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen.

„Kein Problem, mein Herr. Ich springe sofort als Sponsor ein und werde das Honorar für Ihre neue Reporterin übernehmen“, mische ich mich freudig erregt in das Einstellungsgespräch.

Meine Frau freut sich auch.

„Ach, hör doch auf! Dieses Spiel ist genauso dumm, wie die Reporter, die darüber quatschen“, brüllt sie und schnappt sich eine Banane als Mikrofon

„Vielen Dank für dieses tolle Jobangebot. Jetzt wird Osman mir zum ersten Mal in seinem Leben richtig interessiert zuhören müssen.“

Bis Eminanim den Unterschied zwischen der Regionalliga und der Bundesliga lernt, habe ich meine Ruhe.

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