Den Linientreuen die Messe gelesen

KUBA Benedikt XVI. fordert Freiheitsrechte und schwatzt mit Fidel Castro. Oppositionelle waren bei der Messe auf dem Platz der Revolution nicht zugelassen – viele saßen in Gewahrsam oder hatten Hausarrest

HAVANNA afp | Kurz vor dem Abschluss seiner Kuba-Reise hat Papst Benedikt XVI. Kritik sowohl an die kommunistische Führung als auch an die USA gerichtet. Kurz bevor er am Mittwoch auf dem Flughafen von Havanna die Rückreise nach Rom antrat, verurteilte der Papst die Beschränkung grundlegender Freiheitsrechte in Kuba. Zugleich forderte er indirekt ein Ende des US-Embargos gegen Kuba.

Niemand auf der Insel dürfe „in seinen grundlegenden Freiheitsrechten eingeschränkt werden“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche im Beisein von Kubas Staatschef Raúl Castro. Der Papst verwies auf die Notwendigkeit einer Erneuerung und Versöhnung der Gesellschaft des Landes und forderte, „dass niemand durch eine Einschränkung seiner grundlegenden Freiheitsrechte daran gehindert wird, an dieser spannenden Aufgabe teilzuhaben“.

Am Mittwoch hatte Benedikt XVI.den ehemaligen Staatschef Fidel Castro empfangen. Bei dem halbstündigen Treffen in der päpstlichen Nuntiatur in Havanna führten die beiden 84 und 85 Jahre alten Männer nach Angaben des Vatikan-Sprechers Federico Lombardi ein „lebendiges“ Gespräch. Es habe einen „intensiven und herzlichen“ Meinungsaustausch gegeben.

Fidel Castro hatte 1998 auch den früheren Papst Johannes Paul II. während dessen Besuchs in Kuba getroffen Damals hatte Johannes Paul II. angeregt, Weihnachten zum Feiertag in Kuba zu erklären. Dieser Forderung kam das Land nach. Benedikt XVI. schlug am Dienstag vor, dass auch der Karfreitag als Feiertag anerkannt werde.

Bei seiner zweiten großen Messe in Kuba bereiteten am Mittwoch in Havanna 300.000 Menschen dem Papst einen begeisterten Empfang. Auch Staatschef Raúl Castro und hohe Regierungsvertreter waren im Publikum. Oppositionelle waren nicht zugelassen. Auch ein Treffen mit Oppositionellen hatte der Papst abgelehnt. Dissidenten berichteten per Twitter von rund 200 kurzfristigen Festnahmen und Hausarresten von Oppositionellen rund um den Besuch. Benedikt XVI. äußerte sich dazu nicht.

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