Florida vor dem Sturm: „Wenn Sie bleiben, sterben Sie“

Der Hurrikan „Milton“ wird am Mittwoch an der Westküste Floridas erwartet. Es herrscht die höchste Gefahrenstufe. Eine Region wird zwangsevakuiert.

Ein Mann beläd sein Auto

Holzeinkauf für den Schutz vor dem Sturm. Orlando, USA, 8. Oktober 2024 Foto: Jose Luis Gonzalez/reuters

Washington taz | Viele Gemeinden und Regionen im Südosten der USA sind noch immer dabei, sich von den Auswirkungen des einen zerstörerischen Sturms zu erholen, da kommt schon das nächste Unheil. Hurrikan „Milton“, der am späten Mittwoch an der Westküste Floridas auf Land stoßen wird, könnte sich als einer der gefährlichsten Stürme in der Geschichte des US-Bundesstaats herausstellen. Dies erklärte US-Präsident Joe Biden am Dienstag.

Der Hurrikan, der aktuell im Golf von Mexiko sein Unwesen treibt, ist mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 Kilometer pro Stunde ein Sturm der Kategorie fünf. Das ist höchste Gefahrenstufe. Je höher die Kategorie, desto gravierender die möglichen Folgen für Leib und Leben.

„Er könnte der schlimmste Sturm werden, der Florida seit mehr als einem Jahrhundert heimgesucht hat. So Gott will, wird es nicht so weit kommen, aber so sieht es derzeit aus“, erklärte Biden während einer Pressekonferenz.

Biden hat aufgrund der möglicherweise katastrophalen Situation in Florida seine geplante Reise nach Deutschland und Angola bereits abgesagt. Zusammen mit der US-Katastrophenschutzbehörde Fema und dem Militär bereitet sich die Regierung auf ein paar lange Tage vor.

Zwangsevakuierung verhängt

Laut Meteorologen steuert Hurrikan „Milton“ auf die Metropolregion rund um Tampa Bay zu, in der mehr als drei Millionen Menschen leben. Die dortigen Sicherheitsbehörden haben bereits am Montag als Vorsichtsmaßnahme eine Zwangsevakuierung für die gesamte Region verhängt.

„Ich kann das ohne jegliche Dramatisierung sagen: Wenn Sie sich entscheiden, in einem dieser Evakuierungsgebiete zu bleiben, werden Sie sterben“, warnte die Bürgermeisterin der Stadt Tampa, Jane Castor, im Interview mit dem US-Sender CNN.

Bilder aus der Region zeigen verstopfte Autobahnen, auf denen sich Hunderttausende aus der Gefahrenzone begeben. Die, die nicht fliehen können oder wollen, versuchen sich bestmöglich vorzubereiten und hoffen, dass es am Ende doch nicht so schlimm wird wie erwartet. Spanplatten und Sandsäcke zum Schutz gegen herumfliegende Trümmer und Hochwasser sind in vielen Baumärkten heiß begehrt.

Da auch damit gerechnet werden muss, dass es zu großflächigen Stromausfällen kommt, versuchen die Menschen sich mit reichlich Wasser, haltbaren Nahrungsmitteln und anderen Haushaltswaren einzudecken. Die Regale in vielen Supermärkten sind daher bereits leer.

Vorräte an Wasser und Mahlzeiten

Regierungssprecherin Emilie Simons erklärte, dass die Fema mehrere Rettungsteams in Florida stationiert habe, die bei Notfällen sofort aktiviert werden könnten. Die Behörde habe auch einen Vorrat von 40 Millionen Liter Trinkwasser und 20 Millionen Mahlzeiten.

Erschwert wird die Vorbereitung allerdings dadurch, dass erst vor knapp zwei Wochen Hurrikan „Helene“ in sechs US-Bundesstaaten für Chaos und Verwüstung gesorgt hatte. Überschwemmungen haben ganze Kommunen dem Erdboden gleichgemacht und mehr als 225 Todesopfer gefordert.

Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, haben Desinformationen dazu geführt, dass manche Opfer keine staatliche Hilfe in Anspruch nehmen. Viele dieser falschen Informationen könnten auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump und seine republikanischen Unterstützer zurückgehen.

Trump hatte behauptet, dass die Regierung um Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris Gelder aus dem Katastrophenhaushalt für Migranten ausgebe, die sich illegal in den USA befinden, anstatt sie, wie vorgesehen, für US-Bürger, die von Katastrophen betroffen sind, zu verwenden. Auch kursieren Gerüchte, dass die Regierung absichtlich betroffene Menschen in republikanisch-kontrollierten Gebieten aus politischen Gründen nicht unterstützen würde.

Vehemente Dementis

Diese und andere falsche Behauptungen wurden von der Fema und in der Regierung vehement dementiert. Auch Republikaner in den betroffenen Bundesstaaten widersprechen ihren Parteikollegen. „Das geht auf Kosten der hart arbeitenden Ersthelfer und der Menschen, die einfach nur versuchen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen“, sagte US-Senator Thom Tillis aus North Carolina.

Mit zwei möglicherweise katastrophalen Hurrikans innerhalb weniger Wochen muss der US-Kongress vermutlich in den nächsten Wochen neue Gelder für den Katastrophenhaushalt bereitstellen. Der US-Wetterdienst erwartet, dass Hurrikan „Milton“ entweder Mittwochnacht oder am frühen Donnerstagmorgen Ortszeit die Westküste Floridas erreichten wird.

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