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youtubeLärm und Garnelen im Mannemerischen

Isch will Ihne mol ääns sage: Diese Dialekt-Videos darf man nicht einfach vergessen

Crevetten-Queen Manu aus Mannheim Foto: youtube/screenshot taz

Manchmal sollte man sich auf die Perlen des Internets rückbesinnen. Mit Manu aus Mannheim und Frau Zehnbauer wurde vor über einem Jahrzehnt bewiesen, welcher Dialekt unerreichbar über allen anderen steht: das Mannemerisch. Dieser Dialekt besticht durch Singsang, ausgedehnte Vokale und verdoppelte Konsonanten. Entzückend ist auch der durch Französisch, Jiddisch und Rotwelsch angereicherte Wortschatz. Auf diese Weise lassen sich auch die härtesten Angelegenheiten regeln, wie der Fall von Frau Zehnbauer verdeutlicht.

Sie ruft bei der Polizei an, diese müsse kommen, weil ihr Nachbar sie mit lauter Musik belästigt. Wir hören nur ihre aufgebrachte Stimme in dem auf Youtube veröffentlichten Telefonmitschnitt, der zum Internetphänomen wurde. Werde die Polizei nicht eingreifen, würde sie sich selbst mit Schlägen darum kümmern. In Standarddeutsch klänge das wie ein unverhältnismäßiger Auftritt in einer Scripted-Reality-Show. Nicht so im Mannemerisch. Da verschwindet der authentische Ärger hinter authentischer Vortragsweise und macht klar, was das eigentliche Problem ist: Die Wohnungen liegen zu dicht aneinander, sind billig gebaut und haben keinen Lärmschutz.

Nicht nur der Galgenhumor profitiert von diesem Dialekt. Auch wer selbstverschuldet in die Bredouille geraten ist, kann die notwendige Selbstironie mit Mannemerisch komplettieren. Das macht „Manu aus Mannheim“. Ihr Video wurde zum Hit. Darin erzählt sie Freunden am Esstisch, wie sie am Verzehr von Crevetten im Hotelrestaurants gescheitert ist. Sie kann sich dabei vor Lachen selbst kaum halten. Denn die Tiere versteckte sie in ihrer Handtasche, sodass ihr leerer Teller dem Kellner vermittelte, sie hätte die Crevetten mitsamt der Schale gegessen. Durch die Erzählweise macht sie sich nicht dumm, sondern das Missgeschick zu einem Quell der Unterhaltung, auch unter der Gürtellinie, denn: „Meistens, wenn ich gud druff bin, bin ich ja gud drunner“. (hec)

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