Umzug der ZLB in das Lafayette-Gebäude: Eine Bibliothek im Herzen Berlins
Berlins Kultursenator bewirbt den Umzug der ZLB in die ehemalige Galeries Lafayette mit einer Werbekampagne als Jahrhundertchance. Eine Stilkritik.
Luxuskonsum war gestern: Die geschlossene Galeries Lafayette an der Friedrichstraße Foto: Jürgen Held/Imago
CDU-Kultursenator Joe Chialo und ZLB-Chef Volker Heller haben sich darauf versteift, die Standorte der Zental- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) im Gebäude des ehemaligen Kaufhauses Galeries Lafayette zusammenzulegen. Die Meinungen darüber gehen auseinander. Nun ist dabei eine haarsträubende Kampagne herausgekommen.
Wenn das eigentliche Zielpublikum einer Kampagne nicht symbolisiert werden kann, geht man in der Werbewirtschaft gerne über (vermeintliche) Identifikationsfiguren. Lionel Messi, als bester Fußballer der Welt, gibt ein gutes Role-Model für einen Fußballschuh ab. Wie verhält es sich bei einer öffentlichen Bibliothek? Deutlich schwieriger, hier gibt es eigentlich kein Produkt zu verkaufen.
Die ZLB hat sich nun dazu entschieden, für ihre mäßig erfolgreiche Petition zum Umzug der Standorte am Blücherplatz in Kreuzberg und in der Breiten Straße in Mitte mit diverser Berliner Kulturprominenz zu werben. Raul Krauthausen, Marc-Uwe Kling, Maren Kroymann und viele andere sind im Standort am Blücherplatz auf Plakaten vertreten. Unter dem Motto „ZLB in die Friedrichstraße“ präsentieren sie vermeintlich unausräumbare Gründe, weshalb der Umzug unbedingt notwendig ist. Unter dem Claim der „Jahrhundertchance“ ging es wohl nicht.
Da ist Marc-Uwe Kling, der fragt „Gibt es etwas, das besser ins Herz der Stadt passt als eine Bibliothek?“
Werbung mit NS-Bezug
Merkwürdig, dass hier die zentrale Lage des neuen Standortes so überbetont wird. Die bisherigen Standorte in Kreuzberg und Mitte liegen bereits sehr zentral. Ersterer direkt am U-Bahnhof Hallesches Tor mit drei U-Bahn-Linien und zwei zentralen Busverbindungen ebenso gut angebunden, zum Mehringdamm und der Gneisenaustraße auch noch fußläufig. In Mitte immerhin auf der Fischerinsel, mit zwei Buslinien vor der Tür auf der Rückseite der Museumsinsel. Einen Bus gibt es auf der Friedrichstraße nicht.
Apropos Anfahrt: Ironischerweise war es genau jene schwarz-rote Regierung, die das Fahrradstraßen-Pilotprojekt unmittelbar vor der ehemaligen Galeries Lafayette beendet hat. Im Umkehrschluss heißt das: mehr Autos und eine unsicherere Anreise, insbesondere für Kinder und mobil-beeinträchtigte.
Den Höhepunkt der Kampagne setzt aber Schauspieler Ben Becker. Er lässt sich zitieren: „Einst haben wir in Mitte Bücher verbrannt, heute sollten wir sie ebendort wertschätzen.“ Wer ist wir? Die Besucher*innen der ZLB?
In Kreuzberg handelt es sich mit der Amerika-Gedenkbibliothek um eine historische Schenkung der amerikanischen Besatzungsmacht, die der Berliner Bevölkerung damit den Weg in die Demokratie erleichtern wollte. Ein NS-Bezug als werbliches Argument verbietet sich. Insbesondere in dieser Flapsigkeit.
Umzug der ZLB in das Lafayette-Gebäude: Eine Bibliothek im Herzen Berlins
Berlins Kultursenator bewirbt den Umzug der ZLB in die ehemalige Galeries Lafayette mit einer Werbekampagne als Jahrhundertchance. Eine Stilkritik.
Luxuskonsum war gestern: Die geschlossene Galeries Lafayette an der Friedrichstraße Foto: Jürgen Held/Imago
CDU-Kultursenator Joe Chialo und ZLB-Chef Volker Heller haben sich darauf versteift, die Standorte der Zental- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) im Gebäude des ehemaligen Kaufhauses Galeries Lafayette zusammenzulegen. Die Meinungen darüber gehen auseinander. Nun ist dabei eine haarsträubende Kampagne herausgekommen.
Wenn das eigentliche Zielpublikum einer Kampagne nicht symbolisiert werden kann, geht man in der Werbewirtschaft gerne über (vermeintliche) Identifikationsfiguren. Lionel Messi, als bester Fußballer der Welt, gibt ein gutes Role-Model für einen Fußballschuh ab. Wie verhält es sich bei einer öffentlichen Bibliothek? Deutlich schwieriger, hier gibt es eigentlich kein Produkt zu verkaufen.
Die ZLB hat sich nun dazu entschieden, für ihre mäßig erfolgreiche Petition zum Umzug der Standorte am Blücherplatz in Kreuzberg und in der Breiten Straße in Mitte mit diverser Berliner Kulturprominenz zu werben. Raul Krauthausen, Marc-Uwe Kling, Maren Kroymann und viele andere sind im Standort am Blücherplatz auf Plakaten vertreten. Unter dem Motto „ZLB in die Friedrichstraße“ präsentieren sie vermeintlich unausräumbare Gründe, weshalb der Umzug unbedingt notwendig ist. Unter dem Claim der „Jahrhundertchance“ ging es wohl nicht.
Da ist Marc-Uwe Kling, der fragt „Gibt es etwas, das besser ins Herz der Stadt passt als eine Bibliothek?“
Werbung mit NS-Bezug
Merkwürdig, dass hier die zentrale Lage des neuen Standortes so überbetont wird. Die bisherigen Standorte in Kreuzberg und Mitte liegen bereits sehr zentral. Ersterer direkt am U-Bahnhof Hallesches Tor mit drei U-Bahn-Linien und zwei zentralen Busverbindungen ebenso gut angebunden, zum Mehringdamm und der Gneisenaustraße auch noch fußläufig. In Mitte immerhin auf der Fischerinsel, mit zwei Buslinien vor der Tür auf der Rückseite der Museumsinsel. Einen Bus gibt es auf der Friedrichstraße nicht.
Apropos Anfahrt: Ironischerweise war es genau jene schwarz-rote Regierung, die das Fahrradstraßen-Pilotprojekt unmittelbar vor der ehemaligen Galeries Lafayette beendet hat. Im Umkehrschluss heißt das: mehr Autos und eine unsicherere Anreise, insbesondere für Kinder und mobil-beeinträchtigte.
Den Höhepunkt der Kampagne setzt aber Schauspieler Ben Becker. Er lässt sich zitieren: „Einst haben wir in Mitte Bücher verbrannt, heute sollten wir sie ebendort wertschätzen.“ Wer ist wir? Die Besucher*innen der ZLB?
In Kreuzberg handelt es sich mit der Amerika-Gedenkbibliothek um eine historische Schenkung der amerikanischen Besatzungsmacht, die der Berliner Bevölkerung damit den Weg in die Demokratie erleichtern wollte. Ein NS-Bezug als werbliches Argument verbietet sich. Insbesondere in dieser Flapsigkeit.
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Kommentar von
Simon Bozic
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