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: „Eine Einmann­fabrik des Kinos“

Filmemacher, Poet und Musiker: Das Hamburger Kino B-Movie zeigt Filme des philippinischen Multikünstlers Khavn

Interview Wilfried Hippen

taz: Frau Behre, wer ist Khavn?

Judith Behre: Er ist ein Künstler aus den Philippinen, der schon seit 1994 unabhängig, schnell und mit wenig Geld Filme macht. Das Branchenblatt Variety meint, dass er einer der produktivsten Filmemacher der Welt sei. Er hat jetzt 47 Spielfilme und 112 Kurzfilme gemacht. Er ist eine Einmannfabrik, denn er führt nicht nur Regie, sondern schreibt die Drehbücher, schneidet die Filme und meistens filmt er sie auch selber. Und er ist ein Poet, ein Autor und er macht Musik.

taz: Khavn macht kein tradi­tio­nelles Erzählkino, sondern baut seine Filme eher wie Musik­stücke auf.

Behre: Bei den meisten Filmen, die ich kenne, ist das so. Er versteht sich selber eher als Musiker und man merkt das seinen Filmen auch an. Die haben immer einen ganz eigenen Takt. Aber es gibt auch Filme von ihm, die komplett anders sind. So zum Beispiel ­„Balangiga – ­Howling Wilderness“, den wir auch zeigen. Da wird eine Geschichte chronologisch in langen Einstellungen und mit sur­realen Elementen erzählt.

taz: Khavn gilt als „Kinopunker“, Sie zeigen seinen Film „Iskwaterpangk (Squatterpunk)“. Ist er dieser Punk-Attitüde seiner frühen Filme inzwischen ­entwachsen?

Foto: privat

Judith BehreJahrgang 1980, hat unter anderem Ethnologie studiert und bundesweit als Film- und Programmkuratorin gearbeitet.

Behre: Ich würde sagen, er hat sie immer noch, denn bei seinen neuen Arbeiten zum Thema Filmgeschichte hat er auch sehr punkig gearbeitet. Da scheißt er auf das ­Copyright und macht sich mit Collagen und Remixen seine eigene Filmgeschichte.

taz: Warum steht vor seinen Filmen der Satz „This is not a film by Khavn“?

Behre: Das ist doch auch Punk: die Negation von allem. Er nennt sich auch nicht mehr Khavn de la Cruz, weil er sich viel mit der Kolonialgeschichte der Philippinen ­beschäftigt hat.

taz: International ist Khavn gut vernetzt und hat auch Filme mit Alexander Kluge gemacht.

Filmreihe

Khavn. Auftakt mit „Ang Pamilyang Kumakain Ng Lupa (The Family That Eats Soil)“: heute, 19 Uhr, B-Movie, Brigittenstraße 5, Hamburg; Reihe bis 27. 10.; b-movie.de

Behre: Da gibt es auch Verbindungslinien zwischen den beiden, denn sie lesen beide viel und arbeiten assoziativ. Da wundert es mich nicht, dass Kluge auf ihn aufmerksam geworden ist. Und den ersten Film, in dem die beiden zusammengetroffen sind, zeigen wir auch: „Happy Lamento“.

taz: Khavn spielt auch ein Konzert. Was kann man da erwarten?

Behre:Ich wollte mehrere Facetten von ihmvorstellen und so war für mich klar, dass er auch bei uns live Musik machen würde. In Wien gab es im Sommer ebenfalls eine Filmreihe von ihm, und die haben ihn einen Stummfilm musikalisch begleiten lassen. Aber das war mir zu passiv und ich wollte auch nicht, dass man bei seiner Musik im Kinosessel sitzt. Jetzt tritt er am Donnerstag im Slot zusammen mit einem seiner Kinder und seinem Bruder auf und dazu kommt die „Original Banda Patron Muskong Bumbong“ der philippinischen Künstlerin Tin Tin Patrone. Denn er kooperiert gerne mit Leuten, und so bringen wir einen Teil der lokalen Musikszene mit ihm zusammen.